Die 50er und 60er Jahre waren so geprägt durch eine räumliche und thematische Dezentralisierung. Sie wurde vor allem dadurch ausgelöst, dass zahlreiche Messethemen, die bisher Bestandteil der Leipziger Messe waren, nun in Westdeutschland zu etablieren waren. Auf diese Weise entstanden zahlreiche Fachmessen für klar abgegrenzte Branchensegmente.
Außerdem hatten die damaligen Besatzungsmächte, aber natürlich auch die Wirtschaft selbst großes Interesse daran, dass die deutsche Industrie möglichst schnell ihre alte Exportstärke wiedergewann. Dazu waren international beschickte Messen in Deutschland ein hervorragendes Instrument. Diese Auffassung deckte sich mit dem Bestreben der deutschen Messegesellschaften, sich international zu profilieren und dementsprechend ihre Messen für Interessenten aus aller Welt zu öffnen.
Es wurde zu einem wichtigen Merkmal der deutschen Messewirtschaft, dass Veranstaltergesellschaften auf eigenem Gelände fachlich ausgerichtete Messen und Ausstellungen mit internationaler Beteiligung organisieren, die von den jeweiligen Verbänden als ideelle Träger oder Mitveranstalter unterstützt werden.
Heute sind alle großen Messegesellschaften Eigentum der Städte und Bundesländer, aber dennoch privatrechtliche Unternehmen, die untereinander in intensivem Wettbewerb stehen. Rund 75 % der internationalen Messen in Deutschland werden von Veranstaltern in öffentlichem Eigentum durchgeführt, die übrigen von Verbänden oder Veranstaltern in Privateigentum. Die Durchführung von Messen und Ausstellungen wird nicht staatlich reglementiert, sondern ist der freien Entscheidung des Messeveranstalters überlassen.
Mit fortschreitender Diversifizierung der Wirtschaft und der Integration Westdeutschlands in die Weltwirtschaft stiegen auch Zahl und internationale Bedeutung der deutschen Messen. So verdoppelte sich die Zahl der internationalen Messen allein von 1970 bis 1990 auf rund 100.
Nach der Vereinigung Deutschlands im Jahr 1990 musste insbesondere die Leipziger Messe eine neue Rolle in der gesamtdeutschen Messelandschaft finden. Dazu ist das Messeprogramm in zahlreiche Fachmessen aufgegliedert worden. Die ostdeutschen Unternehmen haben sehr schnell die Bedeutung der Messe in einer Marktwirtschaft erkannt und nutzten intensiv west- und ostdeutsche Fachmessen. Entsprechend sind auch in den neuen Bundesländern eine Reihe von Messestandorten mit regionaler Bedeutung entstanden.
Heute sind zahlreiche deutsche Messeveranstalter auch im Ausland als Veranstalter tätig. Während es um 1990 kaum derartige Messen gab, waren es 2010 bereits 226. Von den global führenden Messen der einzelnen Branchen finden heute fast zwei Drittel in Deutschland statt. Jährlich werden rund 150 internationale Messen und Ausstellungen mit bis zu 170.000 Ausstellern und 9 bis 10 Mio. Besuchern durchgeführt. Über 50 % der Aussteller und rund 25 % der Besucher kommen heute aus dem Ausland, so dass Deutschland derzeit als das weltweit wichtigste Messeland gilt.
[Bearbeiten]Begriffliche Differenzierungen