Grim104 und Testo sind die ganz besonderen Rapper dieser Republik, und das neue Album „Alle gegen Alle“ von Zugezogen Maskulin ist das stille Statement einer wütenden Band. Auf Beats, die überwiegend von Silkersoft produziert wurden, knüpfen sie nahtlos an ihr Debütalbum „Alles brennt“ an und machen trotzdem alles anders. „Alle gegen Alle“, das natürlich auf die gleichnamige der linksradikalien Punk-Legenden von Slime verweist, ist ein krachendes Album einer Band, die sich zurückgezogen hat, in die dunklen Kammern der eigenen Vergangenheit und nicht wegschaut, wenn sie an die eigenen Untiefen herantritt, und so entstand, unter der Regie von Markus Ganter, der als Executive Producer in Erscheinung trat, ein Album wie eine Zugfahrt durch ein Land, in dem man vor Jahren schon einmal gewesen ist. Eine Zugfahrt hinein in die Welt aus Glasfassaden und Beton, zurück auf den Bolzplatz und ins Kinderzimmer zwischen Bong und Hansa-Schal, dorthin ins Moor zwischen reetgedeckten Häusern und dem roten Bonanzarad, wo man früher einmal zuhause war und heute nicht mehr zuhause sein kann, weil man in der Zwischenzeit den Bordstein und die Skyline gesehen hat. Nikolai Potthoff (Ex-Tomte) wiederum liefert mit seinen Synthie-Flächen auf „Steine und Draht“, den Hintergrund für eine Reise in die Psyche einer Nation und wieder zurück, während Kenji 451 bei „Der müde Tod“ ein zeitloses Glockenspiel hervorgezaubert hat, zu dem dich ein jeder Tod fest bei den Händen packen würde, um dich zum Tanzen zu zwingen. Seltsam zeitlos wirkt dieses Album, Seltsam gut ist es geworden. Am 23. Februar 2018 präsentieren Zugezogen Maskulin es live im Hamburger Uebel & Gefährlich.