Sondaschule · Faust · Hannover

Mi. 22. November 2017, 20:00 Uhr

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Der Ruhrpott liegt immer noch brach und verfällt. Aber nach 2016 gilt das auch für die ganze Welt. Die Ska-Punks der Sondaschule widersetzten sich vor zwei Jahren mit „Schön kaputt“, ihrem Top-10-Album, der wunderschönen Hässlichkeit des Untergangs mit Pauken, Trompeten und Offbeats. Doch jetzt sind andere Geschütze gefragt. Ihr neues Album „Schere, Stein, Papier“ ist politischer, ernster. Und eine dringende Reaktion auf unsere Krisenzeit.

Kurz vor der Jahrtausendwende schlossen sich die sechs Ruhrpott-Rude-Boys zusammen und adaptierten den Sound ihrer Vorbilder Rancid, der kalifornischen Skatepunks NOFX und The Mighty Mighty Bosstones mit einem NRW-Mindstate. Sondaschule veröffentlichten die rotzige Debüt-EP „Lieber Einen Paffen“, fünf weitere Alben und gingen 2015 mit ihrem bisher besten und erfolgreichsten Langspieler „Schön kaputt“ den Weg zurück zu den Wurzeln – und zeichneten darauf ein Bild von geschlossenen Zechen, sozialen Spannungen, Jugendabwanderung, aber auch großer Freundschaft und kleinem Glück. Man entfloh der Ruhrpott-Tristesse mit treibenden Bläsersätzen, Uptemo-Nummern und einer Portion Sarkasmus.

Mit „Schön kaputt“ stiegen Sondaschule erstmals in die Album-Top-Ten ein, spielten eine ausverkaufte Deutschlandtour und krönten ihren Lauf vor 3500 Besuchern in der ausverkauften Oberhausener Turbinenhalle zum fünfzehnten Bandjubiläum. Während es bei den Kumpels aus Mühlheim an der Ruhr bestens läuft, gerät die Welt aus den Fugen: Ein Rechtsruck geht durch Europa, Populisten gehen mit einfachen, rassistischen Lösungen auf Stimmenfang, Krisenherde poppen auf, mitten im sichergewähnten Europa. Unter diesen Bedingungen entsteht „Schere, Stein, Papier“, das neue Album der Sondaschule mit der Ansage: Eine gute Zeit zu haben, reicht nicht mehr. Das Album besinnt sich auf den ursprünglichen Punk-Gedanken, ist ein wichtiges Statement für Weltoffenheit und gelebten Multikulturalismus, wie er im Pott bereits seit dem Wirtschaftswunder in den Sechzigern zelebriert wird.

Die Spaß-Punks erwachsen damit zu einer politischen Band, bleiben aber ihrem schwarzen Humor treu und widmen sich Themen wie Endlichkeit, Amsterdam und Waffenscheinen bei Aldi mit der richtigen Portion Augenzwinkern. „Die Frage aller Fragen, am Ende liegt’s bei dir: Himmel oder Hölle? Schere, Stein, Papier?“ heißt es auf der ersten Single. Man muss sich positionieren in diesen Zeiten: Die Schere zwischen Arm und Reicht geht weiter auseinander. Der Stein, der ins Rollen gebracht wird, steht für Aufstand, Selbstermächtigung. Am Ende, so hofft die Band aber, siegt die Macht des Wortes. Sondaschule setzen mit „Schere, Stein, Papier“ ein Zeichen für Menschlichkeit.
Kulturzentrum Faust
Zur Bettfedernfabrik 3 - 30451 Hannover - DE
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