Deutschland und die Rockmusik – da war doch was? Nein, nicht Westernhagen, sondern Krautrock: Jene seltsam großartige Musik voller Grooves und Experimentierlust, stilistisch kaum greifbar, eingespielt von Bands mit kuriosen Namen. Alles Tugenden, die Wucan aus Dresden wie selbstverständlich in die Gegenwart übersetzt: Die Band um Sängerin, Multiinstrumentalistin und Songschreiberin Francis Tobolsky möchte wieder Musik mit Wumms und Charakter auf die Landkarte setzen und bedient sich dazu unbekümmert aus allen Genres, solange der Spirit stimmt: Ohne Probleme lässt sich Wucan als Hardrock-, Psychedelic-, Acidfolk-, Stoner- oder Bluesrockband hören, die ihre Einflüsse elektrisierend ineinander gefaltet hat.
Von Anfang an war klar, wohin die Reise gehen sollte: Tobolsky, musikalisch sozialisiert 1970, hörte statt Mp3 lieber rauschendes Vinyl voll satter Gitarren. Die Helden ihrer Jugend hießen nicht Rihanna oder Justin Timberlake sondern Rory Gallagher, Free und Frumpy. „Blues Brothers Wanted!“ lautete deshalb die klare Ansage, die sie 2012 in den Anzeigenteil eines Dresdner Studentenmagazins setzte. Nur wenig später hatte sie einige Gleichgesinnte mit der gleichen Philosophie und ähnlich langen Haaren gefunden. Wucan war geboren.
Die Chemie stimmte: 2014 erschien die EP „Vikarma“ – natürlich auf Vinyl. Auf der von Eloy- Keyboarder Michael Gerlach produzierten Scheibe ließen sich bereits alle Trademarks von Wucan finden: Psychedelische Riffs, progressive Strukturen und immer wieder folkige Momente, nicht zuletzt durch Tobolskys Querflöten-Spiel. Kritiker und Fans waren begeistert, die auf 500 Stück begrenzte EP war im Nu ausverkauft. Prompt fand sich Wucan auf Festivals wie „Hammer Of Doom“ und als Live- Support von Sienna Root wieder, wo sich Tobolsky und ihre Mitstreiter einen Ruf als explosive Live- Band erspielten.
Mit dem im Herbst 2015 veröffentlichten Debüt überschritt Wucan mit Leichtigkeit die magische Schwelle vom Geheimtipp zum gefeierten Newcomer: „Sow The Wind“ ist ein energetisches Heavy- Rock-Statement, das sich trotz aller Direktheit nicht zu schade für krautige Extravaganzen ist. Da wird wie im Song „Wandersmann“ auch mal 16 Minuten lang das ganze Spektrum der Bands zelebriert, von Folk zu Funk zu Psychedelic gehüpft und nebenbei die Bhagavad Gita auf deutsch zitiert – wer macht so etwas heute noch?
Mittlerweile hat sich das Bandgefüge gefestigt: Wucan besteht nun neben Tobolsky aus Gitarrist Tim George, Bassist Patrick Dröge und Drummer Phil Knöfel. Nach der Veröffentlichung von „Sow The Wind“ ging es auf Tour: Rund 120 Auftritte absolvierte die Band bis Ende 2016, mit jedem einzelnen wuchs die Schar der Fans kontinuierlich.
Die Naturgewalt, die Wucan auf die Bühne bringt, soll auch ihren Niederschlag auf ihrem zweiten Album finden, wofür sich die Band erneut in den Berliner Big Snuff Studios (Kadavar, Heat) verschanzte. Noch stärker als das Vorgängeralbum wird „Reap The Storm“ das einlösen, was Wucan live verspricht: einen wuchtigen Rocksound, klar und organisch zugleich, Musik für moderne Hippies und alle, die es werden wollen. Die Band ist bereit, den Sturm zu ernten, den sie gesät hat, und ihn mit vollen Händen über jene auszuschütten, deren Herz für gute Musik schlägt. Das ist Krautrock für die Gegenwart – und vielleicht auch für die Zukunft.
Als Support sind die Blackberries mit dabei. DIese lassen sich mittlerweile als eine der spannendsten psychedelischen Bands Deutschlands beschreiben. Ihre gelungene Mischung aus eingängigen Melodien, hypnotisch-krautigen Instrumental-Exkursionen und dieser fiebrigen Energie sorgt für eine einzigartige Melange, die sowohl an den alten Meistern geschult ist, aber trotzdem im Hier und Jetzt stattfindet und dadurch nie bloß wie ein Gruß aus fernen Zeiten klingt. Im Jahr 2016 veröffentlichte das Quartett zwei Alben, welche von Magazinen wie dem Rolling Stone, Intro, Musikexpress, OX, GQ und der Mint überschwängliches Feedback bekamen. Dazu wurden zwei ausgedehnte Touren in Deutschland und Europa, sowie umjubelte Festival-Auftritte wie das Maifeld Derby, Burg Herzberg, New Fall, Open Source oder die c/o pop gespielt. Auch die CD- und Vinyl-Erstauflagen von „Greenwich Mean Time“ sind nach einem knappen halben Jahr bereits restlos vergriffen. Aktuell schreibt und probt die Band schon am nächsten Album, bevor es im Herbst mit Wucan auf Tour gehen wird, bei der sicherlich auch schon der ein oder andere neue Song Premiere feiern wird.