Die Rakede - Kaiserslautern

Fr. 29. September 2017, 20:00 Uhr

Infos

Die Rakede
Tour 2017
Einlass: 19:00 Uhr, Beginn: 20:00 Uhr

„Rakede “
Aus sechs mach vier: Die Rakede hat sich verändert. 2006 wurde sie auf einer nächtlichen Zugfahrt von Berlin nach Köln erstmals als Projekt aus der Taufe gehoben, spielte das vorliegende Album mit sechs Triebwerken (sprich: vielseitigen und durch absolut nichts festgelegten Fachkräften) ein, fand seine Heimat größtenteils in Hamburg – und fokussiert sich nun auf die Hauptakteure des Triebwerk-Kollektivs. Die stilistische und künstlerische Gegensätzlichkeit von Triebwerk 1 und Triebwerk 2 schafft dabei den offenen Bezugsrahmen, in dem sich die Rakede souverän durch den Raum bewegt. Während TW1 aka Julian Schmit der songschreibende Sänger ist, der schon als Kind Erfahrungen an Geige, Piano und Trompete sammelte, aber erst mit 16 Jahren zur Gitarre – und seither nicht mehr von ihr los – kam, ist TW2 aka Affe Maria der Mann für die ausufernde Klangästhetik, den Drive und Druck. TW1 fühlt sich vor allem im Pop, Metal und HipHop zu Hause, TW2 liebt und lebt hingegen „vor allem Dubstep. Musikmachen bleibt jedoch ein wandelnder Prozess, die Hülle ändert sich, die Essenz nicht“, sagt er – und beschreibt damit punktgenau, warum die Rakede dermaßen selbstverständlich zwischen den Genres, Stimmungen und Schwingungen surft.
Wie entsteht nun das, was die Rakede auszeichnet? „Viel passiert bei uns über das Trial & Error-Prinzip: Man kommt sich auf immer wieder neuen Wegen entgegen“, erklärt TW1. „Man muss eben immer neu schauen, was der Song noch braucht, denn diese kleine Prämisse gibt es: Der Song muss gewinnen. Der Weg dahin kann jedes Mal anders aussehen.“ „Auch der Beginn eines Liedes kann alles sein – mal ist es ein Riff, mal ein Sound, manchmal auch nur ein Tempo, auf das man sich festlegt“, ergänzt TW2. „Da sind unsere unterschiedlichen Neigungen, und ja, auch stilistischen Voreingenommenheiten eher hilfreich. Denn wenn alle empfinden, dass der Song gelungen ist, haben wir die Mitte getroffen.“
Der Qualitätsbegriff basiert für Rakede auf einem klaren Fundament: „Ein guter Song ruht für uns auf zwei Elementen: Einem guten Text und einer spannenden Weise, einen Klang zu artikulieren. Spätestens seit den Beatles sind fast alle Pop-Akkordfolgen schon da gewesen. Es ist heute sehr üblich, im Vier-Akkorde-Schema Musik zu machen, so dass es umso wichtiger geworden ist, einen Klang sorgfältig und sehr genau zu erzeugen – wenn man in dem Rahmen was Besonderes entstehen lassen möchte. TW2 widmet sich wie besessen dem Modulieren von Sounds und Rhythmen, und das Gleiche versuche ich mit den Texten und dem Schreiben von Melodien zu tun“, so TW1.
Ein gutes Beispiel dafür, wie bei Rakede Lieder entstehen und die vielen Elemente zusammenkommen, zeigt der Track „St. Tropez“, wie TW2 beschreibt: „Wir hatten schon lange den ersten und zweiten Teil fertig, und der Abgeh-Part am Schluss passte uns eigentlich nicht. Aber irgendwie drängte sich dieser Part dann doch auf, klang cool und stimmig, wurde für uns zum ‚Aha’-Erlebnis – der Song hat eben gemacht, was er wollte.“
Schon früh begeisterte sich ein prominentes Netzwerk für die Formation. Ein großer Teil der Gruppe tourte mit dem Rapper Curse. HipHop-Urgestein Samy Deluxe bekannte sich als Fan und wurde kurzfristig „Triebwerk drölf“. Ähnliche Verkettungen führten dazu, dass Seeed Mitglied Dellé über einen Song der Band stolperte und dem Instrumentalpart spontan ein Feature beisteuerte. Obendrein konnte auch Jan Delays langjähriger Produzent und Mischer Tropf dafür gewonnen werden, das erste Album der Rakede als Mischer in seine Hände zu nehmen, der Beginn einer bereichernden Zusammenarbeit.
Das Bemerkenswerte an diesem höchst sauber und vielseitig klingenden Album ist, dass es zu großen Teilen per
Homerecording entstand. Jeder ergänzte seine Parts im heimischen Studio, schickte seine Ideen in die Runde, lediglich für einige Drum- und Gesangs-Spuren mietete man ein gemeinschaftliches Studio. „Wir können so einfach am besten arbeiten: selbstbestimmt und ganz auf uns selbst konzentriert“, so TW2. „Der Job von Tropf, all diese Elemente dann zusammenzuführen, darf dabei aber nicht unterschätzt werden. Durch ihn wurde das Ding rund.“
Rund heißt aber auch: Vielseitig. Individuell. Jeder Song trägt einen eigenen Charakter, oft auch einen eigenen Weg zum Ergebnis in sich. Beispiele? „Ja, aber... was wenn alles klappt?“, in seinem Wesen ein echter Clubtrack, ein Dubstep-Biest, das durch Text und Gesang zu einem Song wird. Kein Song mit Electro-Elementen, sondern ein Electro-Track mit Gesang. Ein wichtiger Unterschied. Und: „Ein Experiment“, sagen Rakede. „Komm unter meinen Schirm“ ist pure Unterhaltung auf hohem Niveau. Ein Song, der „etwas herrlich Unernstes hat, fast wie eine Kneipenkeilerei“, sagt TW1. „Jetzt gehst du weg“ begibt sich im Kontrast dazu auf Spurensuche nach den Anfängen der Rakede. Der erste Track, bei dem sich konsequent Pop- und Dubstep-Wege kreuzen und das Ganze mit einem Reggae-Gefühl verbunden wird. „Bitte Bitte“, feat. Jan am Mic, eine solide HipHop-Maschine voll gekonntem Minimalismus und großer Spontaneität, eine gründlich drückende Affen-Produktion – bis hin zum Refrain, den Samy ‚Triebwerk Drölf’ Deluxe im Vorbeigehen darüber legte.
Wieder anders: „Volldampf“, ebenfalls eines der ersten Stücke der heutigen Rakede, ein „ungeplanter Wahnsinn, aus dem dann etwas entstand“, so TW1. Ein emotionaler, intuitiver Ideen-Clash, dessen Entstehung als „regelrecht rauschhaft“ beschrieben wird. Oder: „Landung berechtigt“, ein Beispiel dafür, wie „man irgendwohin losrennt und am Ende vollkommen woanders landet“, so TW2. Mit einem Hauch von Prince und Funk, mit einem lässigen Michael Jackson-Groove, der „auf einmal da war“, ergänzt TW1.
Bereits im vergangenen Jahr gelang der Rakede mit einer am heimischen Küchentisch abgelieferten Performance ein Überraschungserfolg. Der mit Kugelschreibern und Bierflaschen instrumentalisierte Clip des Tracks „Bitte Bitte“ erzielte innerhalb einer Woche mehr als 1,4 Millionen Views. Und auch wenn man Rakede live sieht, merkt man: Hier geht es nicht um ein reines Produzenten-Projekt – hier steht eine Band auf der Bühne. Und noch keiner hat es bisher geschafft, diese Art von Electro-lastiger Musik mit einem instrumentalen Live-Flair auf die Bühne zu bringen. Und das maximal szeneübergreifend, wie TW1 erzählt: „Beim Dockville-Festival im vergangenen Jahr habe ich erstmals beobachtet, wie die Leute zum selben Song zeitgleich geheadbangt, geshaked, kopfgenickt und gemosht haben“, lacht er. „Das war für mich ein schönes Zeichen, dass man sich als Publikum intuitiv aussuchen kann, wie man zu unserer Musik mitgeht und sich bewegt. Das ist der Idealfall. Ob es die erhobene HipHop-Hand ist oder man Bock auf Headbangen hat: Alles geht, und das ist schön.“
Das Debüt-Album „Rakede“ zeigt nun, dass die Bereitschaft, sich aus allen erdenklichen Musikquellen inspirieren zu lassen, sich auszahlt. Klug gesetzte Brüche und vor allem keine Angst, sich vorwärts zu bewegen, bedingen den vielseitigen, Genre-übergreifenden, sich ständig entwickelnden Sound. Die Triebwerke der Rakede zeigen, dass Musik am Ende alles zugleich sein kann: tanzbar, melancholisch, brutal, vertraut und facettenreich – ein eigener Kosmos, der zum gemeinsamen Abheben mitreißt.
Kammgarn
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