Pierre-Laurent Aimard, Klavier
Alfred Brendel, Rezitation
Werke von Ligeti und Kurtág
Lesung aus dem Gedichtband "Ein Finger zuviel"
„Ein Künstler zu sein, bedeutet, die Welt mit einem bestimmten Blick zu sehen. Wohl weil Alfreds Neugier unersättlich ist, hat er uns den Geist geöffnet,“ beginnt Pierre-Laurent Aimard eine Würdigung seines Freundes Alfred Brendel. Er übernimt den pianistischen Part des Late-Night-Konzerts mit Werken von Kurtág und Ligeti, wohingegen der Adressat unserer Hommage aus seiner schwarzhumorigen Lyriksammlung „Ein Finger zuviel“ liest. Pianisten überkommt nämlich ab und zu das Gefühl, mit einem zusätzlichen Finger könnte das Leben leichter sein. Alfred Brendel aber warnt: Ein Finger mehr kann schnell „Ein Finger zuviel“ sein! Der überraschend auftauchende dritte Zeigefinger im gleichnamigen Gedicht ist nämlich alles andere als kooperativ und droht, dem hart arbeitenden Konzertpianisten die Schau zu stehlen. Man sollte also sehr vorsichtig sein, was man sich zur Ergänzung der eigenen Anatomie wünscht. In Maestro Brendels Gedichten entfalten sich Musikwelt und Alltag jedenfalls so eindrücklich in skurrilen Details, dass man nach seiner Lesung keinen Flügel mehr betrachten wird, ohne an Stechbein den Klavierteufel zu denken oder daran, wieviel Ähnlichkeit dieses Instrument doch mit einem aufgehängten Schinken hat.