William James Stokes stammt aus einer dieser religiösen Familie, aus denen oft die größten Rebellen erwachsen. Ob das für den jungen Mann, der sich als Musiker Sir the Baptist nennt, zutrifft? Einerseits nicht, denn seine religiösen Wurzeln kann er nicht verstecken. Die Predigten seines Vaters Dr. James Benton, der Gospel der Kirche schlägt durch in jedem Ton, in jedem Chor, in jedem Track. Die Heimat Bronzeville im Süden Chicagos mit seiner einflussreichen und sehr alten Jazz-, Blues- und Soul-Szene ist immer ein Teil seiner Einflüsse und seiner Musik. Aus dieser Nachbarschaft kommen Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Dam Cooke, Muddy Waters, Nat King Cole. Auf der anderen Seite ist Sir the Baptist ein musikalischer Revoluzzer. Er verbindet die spirituelle Kraft des kirchlichen Chorgesangs mit der urbanen Power von HipHop. Er ist der erste, der im selben Atemzug singt und rappt. Er hat mit dem legendären Komponisten Lee Musiker, der schon Tony Bennett und Frank Sinatra produziert hat, ebenso zusammengearbeitet wie mit Chance the Rapper. Kurz, Sir the Baptist hat nichts Geringeres als ein neues Genre begründet: So wie Ray Charles Gospel mit der Pop-Welt zusammengebracht hat, verbindet der junge Mann das Säkulare mit dem Heiligen, die modernen Beats, Rhymes und den R’n’B mit der afroamerikanisch-christlichen Tradition und bringt dazu noch die politische Komponente ins Spiel. Darum nennt er sein Album auch „Preacher’s Kid“. Dabei steht Religion nicht im Mittelpunkt, sondern eher so etwas wie ein moralischer Kompass. Dem man jederzeit folgen will, denn der Sound von Sir the Baptist ist so überzeugend, dass man sich, wenn überhaupt, von ihm und seiner Stimme und keinem anderen taufen lassen würde. Im März/April kommt der selbsternannte „urban hymnist“ zu uns.