Oum Shatt (Rock'n'Roll, Surf, New Wave) / schon schön / Mainz

Di. 15. November 2016, 21:00 Uhr

Infos

Einlass: 21:00 Beginn: 22:00 Eintritt: frei

OUM SHATT

Vor etwas mehr als veröffentlichten Oum Shatt ihre Single "Power to the Women of the Morning Shift", die sofort international für Aufsehen erregte und ihnen die ersten Slots auf dem Transmusicales, der Fusion und vielen anderen Festivals sicherte. Im April erschien dann ihr Album, das endlich enthüllte was in den Köpfen der Bandmitglieder beim Songwriting eigentlich so vor sich ging. Das Album enthüllt Rock'n'Roll gepaart mit arabischen Harmonien und hypnotischer Rhythmik. Die Scheibe ist ein analoges, geometrisches Tanz-Konstrukt, in dem sich Einflüsse türkischem Psychedelics der 70er, amerikanischer Surf aber auch New Wave anleihen wieder finden. Das Songwriting erinnert ein bisschen an die ersten Sachen von Metronomy nur nicht ganz so elektronisch und gesanglich geht es auch eher in Richtung Ian Curtis als nach Joseph Mount. Die meisten Songs basieren auf der phrygischen Ton-Skala und geben den meisten Stücken ein nahezu mystisches Klangbild. Seltsam und skurril, aber einfach nur mega fett.


Und warum das alles?
'Ich höre seit vielen Jahren türkische und arabische Musik. Ich habe diese alten, zerkratzten Singles aus verstaubten Kisten schnurrbärtiger grauer Herren gekramt und sie mir ein ums andere Mal in eskapistischer Freude durch den Kopf gejagt. Ab und zu habe ich sie in Berliner Clubs aufgelegt, dabei gemischte Reaktionen hervorgerufen, auch bei mir selbst. Die Idee, mittelöstliche Harmonien auf dezente Art und Weise mit meiner bleichgesichtigen Devotion zu westlichem Rock'n'Roll zu
verbinden, möglichst ohne mich dabei in trüben Weltmusik-Klischees zu verfangen, erschien mir daher ganz natürlich. Ich habe das mit Kissogram auch schon dann und wann angedeutet, aber es war (und ist) im großen und ganzen eine Spielerei auf der Suche nach Tieferem. Besonders beeinflusst hat mich übrigens das Album mit dem reißerischen Titel 'Hard Rock from the Middle East', von 'The Devil's Anvil', NYC 1967, aber auch Omar Khorshid und Erkin Koray. Orientalische Skalen liegen irgendwo zwischen der Dur- und der Moll-Skala, welche wir jeweils aufgrund unserer Hörerfahrung emotional leicht kategorisieren und uns kaum mehr überraschen können. Die Album- Songs basieren tonal größtenteils auf der phrygischen Skala, aber wir haben auch versucht, Vierteltöne zu generieren, die in unsereren Breitengraden meist nur noch als eine leicht irritierende Vorstellung von Abseitigem, Unklarem wahrgenommen werden. Dass eine Verbindung von all diesem möglich ist, die trotzdem ursprünglich und roh klingen kann, habe ich durch die griechische Rembetika-Musik der 30er und 40er Jahre erfahren. Ich wollte die fremden Harmonien aber eher dezent einbauen, als leise, sinnliche Ahnung anderer Traditionen. Alles andere wäre wohl auch unlauter, schließlich bin ich mit Elvis, Velvet Underground und den Beastie Boys aufgewachsen und reisebüro-kompatible Exotik-Plattitüden sollten natürlich vermieden werden.
So ging die Sonne ein paar Mal auf und wieder unter, und plötzlich befand ich mich in dieser abenteuerlichen Gruppe Oum Shatt, deren Mitglieder aufgrund von Depressionen und manischen Höhenflügen ständig ein- und wieder ausstiegen. Die Single 'Power to the Women of the Morning Shift' lief erstaunlich gut, und so reisten wir ein wenig durch die Gegend, hörten afrikanische Musik, Hip-Hop, deutsche Beatmusik, Omar Suleyman und Yo la Tengo im Tourbus, redeten über Politik und Musik und stritten uns, wie man das eben so macht.
Es dauerte eine ganze Weile, bis wir mit Norman Nitzsche in der Nähe vom S-Bahnhof Sonnenallee das Album aufnahmen. Einer der Protagonisten des Albums wurde die schwarz-lackierte, mächtige und schmierige Les Paul, an dessen Klang eine Ewigkeit gebastelt wurde. Chris' Schlagzeug und seine ganzen bizarren Einzelteile (Cuika, Timbales, allerlei Selbstgebasteltes) wurde für jedes Lied umgebaut. Dazu benutzten wir Space Echo und Echorec und ab und zu den unübertrefflichen Moog-Synthesizer.
Das Album ist sehr intim geworden, was mitunter auch damit zusammenhängen könnte, dass ich dann und wann meinen Kleiderschrank als Gesangskabine benutzt habe. Aber es ist auch laut geworden, weil wir uns während der Aufnahmen des öfteren in den Haaren hatten. Es ist kühl geworden, weil es zum Teil während klirrender Kälte und in tristeren Zeiten komponiert wurde. Aber es hat an Leichtigkeit und Wärme gewonnen, weil es zum Teil von Tad Klimps überaus warmherziger Vollbärtigkeit im Frühling in Wedding gemischt wurde und ich es dann im Sommer in Weissensee fertigstellen konnte.'
Mitwirkende, Unterstützer und alle Übrigen, die Dank verdienen: Chris Imler, Hannes Lehmann, Jörg Wolschina, John Edward Donatowicz, Philipp Bellinger, Anna Attar, Christin Nichols, Maria Christine Brehmer, Elise Brehmer, Emil Weinhold, Grégoire Woirin, Kris Steininger, Norman Nitzsche, Tad Klimp, Daniel Nentwig, Richard Murphy, Till Sperrle, Paula Jurack, Cem Oral, Marion Epp, Désirée Vach, Fabian Schubert, Melissa Dullius, Gustavo Jahn, Diana Naecke, Zhenya & Tanya Posternak, Leonie Kircher.
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