Messe in h-moll
Musik
ruhr3.com/mes
Philippe Herreweghe mag die Industriehallen des Ruhrgebiets. Für den weltberühmten Dirigenten und Bach-Spezialisten sind sie Kathedralen aus Glas und Stahl, in denen die Musik von Johann Sebastian Bach auf ideale Weise zur Geltung kommt. Nachdem er im vergangenen Jahr mit überwältigendem Erfolg Bach-Kantaten im Rahmen der Musiktheatervorstellung „Accattone“ dirigiert hat, schlug er vor, dieses Jahr in der Bochumer Jahrhundert-halle Bachs „h-moll-Messe“ zu dirigieren.
Nicht weniger als dreimal hat Philippe Herreweghe die „Missa in h-moll“ aufgenommen – ein Werk, das er für den Höhepunkt der geistlichen Chormusik hält. Wer diese drei Aufnahmen miteinander vergleicht, der hört, wie er mit seinem Collegium Vocale Gent immer mehr zu der Essenz von Bachs monumentaler Partitur vorgedrungen ist und jede Art von Effekt abgelegt hat. Im Laufe der Jahre ist ihre Interpretation von Bachs „großer katholischer Messe“ introvertierter geworden und konzentriert sich immer stärker auf das Wesentliche.
Bach benötigte 15 Jahre, um die Messe zu vollenden. Bis zum Schluss rang der alternde Komponist mit ihrer Form. Weil für ihn das Werk ganz bewusst in der jahrhundertealten, angesehenen Tradition der lateinischen Messe stand, ging es ihm beim Komponieren einzig und allein um Perfektion. Die Messe ist eine großartige Synthese verschiedener Musikstile, von Renaissance-Polyfonie und Spätbarock, von Tradition und Moderne.
Foto: Michiel Hendrickx