Kwabs

Sänger

Über Kwabs

"Ich wusste immer: wenn ich ein Album schreibe, dann wird das Musik, die ich von einem Berggipfel herab singen kann.", erklärt Kwabs. Die offenherzige Größe seines Sounds wird von dieser Haltung auf den Punkt gebracht und sie erstrahlt in voller Pracht auf seinem  am 11. September erscheinenden Debütalbum „Love + War“. Dieses wird von einem ergreifenden Confessional Soul getragen, der ein Gefühl von Freiheit auslöst. Es ist ein liebevoll komponiertes und ambitioniert produziertes Album, das der Sänger aus Süd-London nun in die Welt hinausschickt.

Der im Londoner Stadtteil Bermondsey geborene Kwabena Adjepong ist schon seit einiger Zeit als ein Musiker bekannt, auf den man achten sollte. Anfang des Jahres erschien er auf der BBC Sound of 2015 Longlist. Dabei war diese Branchenauszeichnung bloß eine Reaktion auf die enorme Fangemeinde, die sich seit seinem YouTube-Cover von James Blakes „The Wilhelm Scream" im Jahr 2012 gebildet hatte. 2014 folgten drei EPs, die jeweils eine andere Facette von Kwabs' Future Soul präsentierten: zärtliche Behutsamkeit bei "Wrong Or Right", mitreißende Sehnsucht im Fall von „Pray For Love“ und eine unwiderstehliche Direktheit bei "Walk".

Über den letzten Song sagt Kwabs: „Das war mein Befreiungsschlag. Es war das erste Mal, dass ich sagen konnte: Das bin ich." Und tatsächlich hat ihm dieser Song einen sensationellen Herbst verschafft. "Walk" entwickelte sich in mehreren europäischen Märkten zur Top-5-Sensation, unter anderem in der Schweiz, in Österreich, Norwegen und in den Niederlanden. Hierzulande wurde der Song ein Nr. 1-Hit und wurde mit Gold verliehen und steht nun kurz vor Platin-Status. Weltweit wurde er seit Dezember 25 Millionen Mal auf Spotify gestreamt. Im April startete Kwabs eine ausverkaufte Headliner-Tour durch Europa. In der Tat ist das genau die Art von Erfolg, für den die vollmundige Seelenschau gemacht war. Allein Kwabs braucht noch ein wenig, um sich an seinen plötzlichen Star-Status zu gewöhnen: "Es ist eine verrückte, tolle Zeit.", lacht er.

Wenn durch den Erfolg Druck in Bezug auf die Produktion von „Love + War“ entstanden sein sollte, ist dieser in der Musik nicht spürbar: das Album erfüllt durch die EPs geweckte Erwartungen mühelos. Eine Reihe von Hits in Warteschleife beweisen, dass „Walk“ kein Einzelgänger war: „My Own“ fesselt mit einem catchy Xylophon-Riff, der New Jack Swing von „Make You Mine“ sprudelt vor Hoffnung und Optimismus. Es ist jene Art von Song, die einen mit einer ganz besonderen, positiven Stimmung in den Tag starten lässt. Subtile, hintergründige Details in der Produktion ziehen sich durch alle Stücke. Die taktilen Rhythmen und die verträumten, an Vogelgezwitscher erinnernden Sounds des von Kwabs langjährigem Mitstreiter und Mentor Dave Okumu produzierten „Layback" beweisen, dass Popinstinkte und ein vorwärts gewandtes Sound-Design sich gegenseitig inspirieren können. Der Titeltrack baut sich aus prasselnden Synth-Pads auf, um sich in ein echo-lastiges, perkussives Dancefloor-Drama zu steigern, um dann noch den ganzen Weg bis zu einer herrlichen Gospelchor-Explosion zu gehen. Und die nächste Single, „Fight For Love“, erfindet einen sich windenden, anstachelnden, 80er-gefärbten Disco-Sound, der wie der verlorene Soundtrack zu einer der großen Liebesgeschichten dieses so einzigartigen Jahrzehnts klingt.

Brillante, wunderschöne Gesangs-Produktionen ziehen sich wie ein Leitmotiv durch das Album. Das Outro von "Walk" enthält nicht weniger als sechsunddreißig Spuren von Backing Vocals. Kwabs erklärt: „Ich verbringe im Studio viel Zeit damit die Vocals aufzunehmen, weil ich so viel wie möglich von meiner Identität reinbringen will. Manchmal nehme ich mir 14-15 Stunden im Studio, nur um den richtigen Ton zu treffen. Ich liebe das.", erklärt Kwabs. Der Reichtum seines Baritons offenbart sich besonders in den ruhigeren Stücken des Albums: im epischen, letzten Stück, „Cheating On Me“,in dem er fleht und bettelt wie in einer ganz klassischen Blues Nummer oder dem ungewöhnlichen Nachfolger von „Walk“, dem brütenden, abstrakten „Perfect Ruin“. Dieser Song ist ein meisterliches Beispiel dafür, wie Kwabs durch die Instrumentierung der Stücke Spannung erzeugt: Kwabs Stimme ist von einem gletscherartigen, weiten Klangraum umgeben und wird nur von einem einsamen Piano in Zeitlupentempo begleitet. Die Beats kommen erst im allerletzten Moment. So entsteht der größtmögliche Kontrast zu der Direktheit von „Walk“, den man sich vorstellen kann. Kwabs ist sich des Risikos dieses Songs nur zu gut bewusst: „Ich wusste, dass ich von „Perfect Ruin“ nicht unbedingt Millionen verkaufen werde. Es wird aber immer ein besonderer Ausdruck meiner künstlerischen Entwicklung sein und deshalb musste der Song hier erscheinen“, erklärt er: „Ich habe eine Reihe verschiedener Varianten des Stücks geschrieben, weil ich wusste, dass er das, was ich als menschliches Wesen bin, am besten darstellt. Ich wusste, dass das mein Publikum so bald wie möglich erleben musste.“

Kwabs´ Lebensgeschichte zieht sich durch alle Stücke auf „Love + War“, sie ist der rote Faden, der alle einzelnen Momente zusammen webt. Seine Stimme platziert im gegenwärtigen, britischen Pop eine einzigartige Energie. Sein besonderes Gesangstalent ist dabei nur eine Sache, ebenso Aufsehen erregend ist, welche Themen und Geschichten Kwabs mit ihrer Hilfe zum Ausdruck bringt. Die Etappen seiner Reise – eine Jugend in ärmlichen Verhältnissen, die Erkundung der Ursprünge seiner Familie in Ghana, das Stipendium an der Royal Acadamy of Music – sind gut dokumentiert, aber trotzdem lohnt es, sich klar zu machen, wie besonders sie ist. Kwabs denkt nach: „Meine Geschichte enthält viele Gegensätze. Das hängt mit meinem Hintergrund zusammen. Wenn ich Leuten zu erklären versuche, woher ich komme, können sie mich schwer einordnen. Ich bin ihnen unvertraut. Manchmal stelle ich mir daher selbst die Frage – sollte ich nicht vertrauter sein? Aber letzten Endes finde ich es gut, das Produkt verschiedener, im Einzelnen eher sonderbarer Teile zu sein.“

Das Album ist eine Erzählung, in der auch beklemmend ehrliche Momente auftauchen: in „Father Figure" zum Beispiel richtet sich Kwabs an eine ihm unbekannte Person, die die Lücke der fehlenden Vaterfigur in seinem Leben füllen sollte: „Es ist schwer, eine Liebe hinter sich zu lassen, die man niemals erlebt hat.", singt er. Dabei bleibt es unklar, ob es sich um einen Schutzengel,  einen Mentor oder eine Geliebte handelt. Kwabs sagt, dass der Song nicht auf eine bestimmte Person zielt, sondern auf "einige Menschen, die für mich die Elternfiguren ersetzten, die mir schon früh in meinem Leben gefehlt haben." Er hatte zunächst das Gefühl, dass dieser Song zu persönlich, zu direkt sein könnte. Als er ihn aber einer Freundin vorspielte, begann sie zu weinen. "Wenn es eine solche Reaktion gibt, kann man den Song nicht ignorieren.", sagt er und zuckt mit dem Schultern. Genialer Weise ist das Stück eines der sonnigsten und sorglosesten auf „Love + War“: „Ich liebe Lieder, zu denen man tanzen und weinen kann!" sagt Kwabs.

Wenn Kwabs Ansatz als ein sich offenbarender, bekennerischer Soul charakterisiert werden kann, ist es der unheilvoll scheppernde Roots-Blues von „Forgiven“, der der abgeklärten Weisheit von Kwabs Confessional Soul einen Twist gibt. Der Song ist keine Bitte um Vergebung, sondern ein kompromissloser Ausdruck von Stolz: „Ich muss mich nicht rechtfertigen.“, singt er trotzig. Das war eines der am leichtesten zu komponierenden Lieder, erklärt Kwabs: "Ich musste einen Ausdruck für den dunklen Rand meiner Seele finden."

Kwabs´ persönliche Interpretation des Confessional Soul wird auch durch seine Fähigkeit einzigartig, aus dem Individuellen etwas Universelles zu machen. Der Sänger will nämlich nicht nur sein Innenleben von den Dächern schreien statt es im Schafzimmer vor sich hin zu murmeln, sondern sich auch auf die Geschichten seiner Zuhörer beziehen: „Natürlich nehme ich mir die Freiheit, mich mit den Songs nach meinen eigenen Bedingungen zu verbinden. Für meine Hörer ist es aber wichtiger, dass sie ihre eigene Geschichte in den Songs hören können.", erklärt er. Das ist ein nach Außen gewandter, ungewöhnlich mutiger Ansatz in einem traditionell solipsistischen Genre.

So ist es kein Wunder, dass Kwabs einen Nerv getroffen hat. Naturgemäß sind es die Live-Auftritte, in denen Kwabs nochmal über sich selbst hinauswächst. Mit einem weiteren, vollgepackten Sommer von Festival-Appearences vor sich (unter anderem Primavera (ESP), Roskilde (DEN), Montreux Jazz Festival (SUI), Melt (GER) und Latitude (GBR), und als persönlicher Höhepunkt die Heimkehr nach London ins Somerset House am 17. Juli) ist er darauf gespannt, all das Neue, das er im letzten Jahr erarbeitet hat, auf der Bühne auszuprobieren: "Mit jedem Gig werden wir besser und besser.", sagt er: „Wir versuchen bei jeder Gelegenheit noch einen kleinen Schritt weiter zu gehen." So ist 2015 klar, dass Kwabs nicht mehr einer jener Musiker ist, auf die man achten sollte. Kwabs ist ein reifes, gewaltiges Talent, dessen große Songs uns eine einzigartige Geschichte erzählen.

Quellen: http://www.warnermusic.de/kwabshttps://www.facebook.com/KwabsOfficial