Kool Savas

Sänger

Über Kool Savas

Jeder, der sich auch nur oberflächlich mit deutschem Rap beschäftigt hat, kennt seinen Namen: Kool Savas, der King of Rap. Die Superlative, mit denen er im Laufe seiner Karriere bedacht wurde, füllen ganze Bücher. Fest steht: Er ist nicht nur einer der konstantesten und erfolgreichsten Rapper dieses Landes, sondern vor allem der einflussreichste.

Als er mit der Musik anfing, wollte er Rap regieren, heute tut er das. Damals sagte er, er würde kommen und alles hier verändern, heute weiß man, dass er damit recht hatte. Manche bezeichnen ihn als der deutsche Eminem und Deutschlands Eins, und beides stimmt. Wenn er nun mit seinem neuen Album Märtyrer aufschlägt, dann kann man sich sicher sein, dass ein Ruck durch die Szene gehen wird: Erneut wird deutscher Rap mit offenem Mund vor diesem unfickbaren Manifest der Rap-Kunst sitzen und sich fragen, wie Savas das bloß macht. Erneut werden sich Armeen von Nachahmern an seinen Flows die Zähne ausbeißen. Ich wär gern wie er, dieser Gedanke wird erneut Hater und Konkurrenten um den Schlaf bringen. Mit Märtyrer ist Kool Savas nicht nur zurück im Spiel, sondern hat es direkt wieder gewonnen. 

Geboren wurde Savas Yurderi am 10. Februar 1975 in Aachen, kurz darauf zieht die Familie zurück in die Türkei. Als sein Vater aufgrund seiner politischen Tätigkeit inhaftiert wird, führt Savas' Weg ihn wieder zurück nach Deutschland und 1987 schließlich nach Berlin-Kreuzberg, wo seine Laufbahn als MC ihren Anfang nehmen sollte. Der junge Savas hört Westcoast-Rapper wie MC Eiht, Too $hort und Ice Cube, infiziert sich unheilbar mit dem HipHop-Virus und fängt bald darauf an, selbst zu rappen. Zunächst auf Englisch und im Verbund mit heute historischen Crews wie etwa Basic Elements (mit Ono von Walking Large), nahm der damals noch als Juks bekannte Savas am Rap Workshop in Kreuzberg teil, der auch einige andere MCs seiner Generation maßgeblich in ihrem Schaffen beeinflusst hat. Im Rahmen des Workshops besuchte er die kalifornische Metropole Los Angeles, kam in Kontakt mit der dortigen Untergrundszene und entschloss sich unter diesem Eindruck, zukünftig auf Deutsch zu rappen. Aus Juks wurde Kool Savas, aus naturgemäß etwas holprigen Raps in einer Fremdsprache die genuine Ausdrucksweise, die auch heute noch deutschen Rap prägt. Kurz nach seinem L.A.-Trip entstand in Zusammenarbeit mit Workshop-Teilnehmer Fumanschu und Justus Jonas der Track Masters of Rap, der später das Fundament der legendären Berliner Crew gleichen Namens bilden sollte: M.O.R., ein Name, der untrennbar verbunden ist mit der Berliner Rap-Revolution um die Jahrtausendwende, als der Untergrund der Hauptstadt sich anschickte, die deutsche Rap-Landschaft per Kassette auf links zu krempeln. 

Als der damalige Chefredakteur des einflussreichen HipHop-Magazins Juice ein Tape mit drei Stücken von Kool Savas in die Finger bekam, war er völlig zurecht schwer beeindruckt er erkannte das Potenzial, dass dieser Kool Savas mitbrachte. Und nötigte kurzerhand seine Labelkontakte, sich das Ding mal anzuhören. Four Music und Showdown fanden das, was sie da um die Ohren gehauen bekamen, schlichtweg zu radikal, einzig Peter Sreckovic vom Untergrund-Imprint Put Da Needle To Da Records erkannte, was für einen Rohdiamanten er da auf den Kopfhörern hatte. Gemessen an dem, was der Rest Rap-Deutschlands zu der Zeit veranstaltete, trifft das Attribut radikal jedoch völlig zu: Im Vergleich zum braven Spaßgerappe der damaligen Protagonisten wirkte der explizite Battle-Rap von Savas wie eine schallende Ohrfeige, er war um Potenzen direkter, aggressiver und ehrlicher als der Rest. Seine markante Stimme und sein damals schon unfassbarer Flow machten ohnehin Savas zu einer Ausnahmeerscheinung, gleichzeitig scheute er sich nicht, seinen Konkurrenten wortgewaltig auf die Füße zu steigen: Dass er damalige Größen wie Spax oder Deichkind nicht nur namentlich erwähnte, sondern sie schlichtweg beleidigte, war in Zeiten von friedlichem Spaß-Rap jedenfalls unerhört kontrovers.

Bei PDNTDR schätzte man jedoch genau das. Dort erschienen die beiden Westberlin-Maskulin-Alben Hoes, Flows, Moneytoes und Battlekings, die Savas in Kooperation mit dem ebenfalls kontrovers diskutierten Rapper Taktlo$$ aufnahm. Mit dem Elternschreck-Hit LMS/Schwule Rapper aus dem Jahr 2000 sowie dem M.O.R.-Album NLP machte Savas in der Folge klar, dass er nicht nur mit einem göttlichen Flow gesegnet ist, sondern die bis dato radikalsten, zynischsten und dreckigsten Texte der Deutschrap-Historie auf Platte gepresst hat. Zusammenarbeiten mit deutschen Rap-Größen wie Curse, Azad, oder Creutzfeldt & Jakob, aber auch internationale Kollabos wie mit den Smut Peddlers untermauerten seinen Szenestatus, aber erst die Video-Single King of Rap aus dem Full House-Album von Plattenpapzt und die EP Haus & Boot verschaffen ihm die längst überfällige Präsenz in den Musikmedien: Savas entert die Charts und läuft im Musikfernsehen während deutschlandweit Rap-Fans vor der Glotze sitzen und sich ob der dargebotenen Radikalität die Augen aus dem Kopf staunen.

Dass er auf lange Sicht nicht nur als Teil eines Kollektivs und Klient eines Untergrundlabels fungieren kann, sondern künstlerisch und wirtschaftlich eine Führungsrolle übernehmen müsste und würde, zeichnete sich schnell ab: M.O.R. war bald ebenso Geschichte wie die Zusammenarbeit mit Peter Sreckovic und PDNTDR.