Die Heiterkeit

Sat. 04. February 2017, 21:00 Ora

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Die erstaunliche Musikgruppe "Die Heiterkeit" hat ein neues Album aufgenommen, und getreu dem Motto »Weniger wollen, mehr machen« sind es gleich zwei Alben geworden, die nur so tun, als wären sie eines – 20 Lieder, 66 Minuten Spielzeit und ein genialer Titel: »Pop & Tod I+II«. Das alles ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, der Infotextverfasser weiß gar nicht, wo er anfangen soll, hat sich aber vor allem vorgenommen, nicht hysterisch zu werden, sondern in aller gebotenen Gelassenheit über den Sachverhalt Bericht zu erstatten.

Die Heiterkeit suchen keine Erlösung, sondern irrlichtern irgendwo zwischen Anziehung und Abstoßung, Verstehenwollen und Loslassen, Frustration und Kapitulation herum, und dabei strahlen sie eine Gelassenheit aus, die glücklich macht, weil sie alles mitdenkt, gegen jede Hysterie niemanden verarscht, und unverschämt oder verzweifelt genug ist, um im Mädchenchor zu singen: »Wenn es so weit ist, werden wir es wissen / Es kommt immer anders als gedacht / Es wird in Ordnung sein.«

Auch musikalisch stehen Die Heiterkeit in voller Blüte, haben sich in würdevoller Pracht entfaltet, wobei zu sagen ist, dass die Band angeführt wird von Stella Sommer, die singt, Gitarre spielt, die Texte schreibt und die Musik. Von der Urbesetzung ist nur noch sie übriggeblieben. Das einstige Trio ist nun ein Quartett bestehend aus Sonja Deffner (Jason & Theodor), Philipp Wulf (Messer), Hanitra Wagner (Oracles), die erst nach den Aufnahmen zur Band gestoßen ist, und eben Stella Sommer. Produziert hat das Album, wie schon »Monterey«, der berühmte Moses Schneider – nach einer Woche waren 18 Songs im Kasten und wahrscheinlich alle Beteiligten supergut drauf, zumindest klingt es nun, als hätte es Spaß gemacht. Da ist eine zauberhafte Zärtlichkeit in den Liedern, ein lässiger Minimalismus der Mittel – Mädchenchöre, Männerchöre, Melodien, Hooks und Harmonien! Und das alles irre unangestrengt. Zuweilen hat man das Gefühl, dass diese Musik gar nichts wirklich will, und das ist natürlich irritierend, denn das lässt viel Platz für eigene Gedanken, und damit muss man ja auch erstmal klarkommen. Und dann noch Zeilen wie diese: »Man ist immer allein«, »Es bröckelt vor sich hin«, »Schlechte Vibes im Universum«, »Es fällt mir immer auf / Es fällt mir immer runter / Es kommt immer was dazu.« Und ist das eigentlich Sarkasmus zum Schluss, wenn Stella Sommer singt: »Und es ist großartig / Sind wir jetzt alle zufrieden?« Und dann der Männerchor: »Haben die Kids es nicht einfach geliebt?« Was soll das denn heißen? Dass alles dann doch nur Pop ist, und am Ende sind wir alle tot?
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