FISCHER Z

Thu. 19. May 2016, 18:48 Ora

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Die 37-jährige Karriere von John Watts umfasst 20 Alben und rund 3000 Konzerte und Festivalauftritte in aller Welt. Er ist mit seiner Band Fischer-Z und als Solokünstler mit weit über zwei Millionen verkauften Alben dabei vor allem in Europa erfolgreich. Bei seinen Aufnahmen wirkten Peter Gabriel, Steve Cropper oder auch das Bläserensemble der Dexys Midnight Runners mit. Er trat mit James Brown in Ostberlin vor 167.000 Leuten auf, tourte mehrfach durch die USA und Kanada, war opening act u.a. bei Tourneen von Police, den Dire Straits und auch von Bob Marley auf dessen finaler Europa-Festivaltour. In der jüngeren Vergangenheit hat sich John Watts auch einen Namen als Multimedia-Künstler, Dichter und Dramatiker gemacht. Nicht zuletzt wird er von Künstlerkollegen oft als ‚Naturgewalt‘ beschrieben. Er hat eine beeindruckende Bandbreite kreativer Arbeiten hervorgebracht, und seine Auftritte sind von Elan, Wärme und Menschlichkeit geprägt.

John Watts begann seine Musikkarriere in Punkclubs, während er klinische Psychologie studierte und in psychiatrischen Kliniken arbeitete. Das erste Fischer-Z-Album Word Salad, 1979 bei United Artist Records erschienen, avancierte in England zur absoluten Kultplatte (unterstützt beispielsweise vom legendären Radio-DJ John Peel durch häufiges Airplay für die Single Remember Russia). Die Band trat mehrfach in der Fernsehshow The Old Grey Whistle Test auf und war mit der Single The Worker, der Geschichte über den täglichen Arbeitsweg seines Vaters nach London, erstmals auch bei Top Of The Pops zu sehen. Mit dem zweiten Album Going Deaf For A Living, auf dem John Watts endgültig seine Fähigkeit unter Beweis stellt, politische Themen in narrativen Songs mit skurriler Popmusik und Reggae-Einflüssen zu vermitteln, wächst der Zuspruch von Kritikern und Publikum vor allem auch in Kontinentaleuropa.

Der Erfolg von Fischer-Z festigt sich dort dann vor allem mit dem dritten Album Red Skies Over Paradise (1981), das "Der Spiegel" als „eine offene und leidenschaftliche Würdigung Europas im Kalten Krieg“ beschrieb. Songs wie Berlin, Marliese, Battalions Of Strangers, Cruise Missiles und das Titelstück werden als Klassiker dieser Zeit gelobt und über eine Million Mal verkauft. John Watts’ Ruf als einer der führenden Vertreter politischer Popsongs war damit etabliert. Im Sommer 1981 löste er die Band in der ursprünglichen Besetzung dennoch auf, da sie sich für seinen Geschmack zu weit von den Punkidealen des Anfangs entfernt hatte.

Seine ersten beiden Soloplatten, One More Twist (1982) und The Iceberg Model (1983), umfassten die hymnische Single One Voice und den experimentellen Song The Iceberg Model. Er gründete vorübergehend die Band The Cry und brachte das Pop/Dance-Album Quick Quick Slow (1984) heraus, für das er mit dem angesehenen amerikanischen Produzenten Jimmy Douglass zusammenarbeitete. Die politischen Ereignisse jener Tage, vor allem der Versuch der englischen Premierministerin Margaret Thatcher, die Gewerkschaften des Landes zu zerschlagen, beschäftigten John Watts in den 1980er Jahren außerordentlich. In Dark Crowds Of Englishmen etwa singt er über den Streik der Bergarbeiter und den Niedergang ihrer Lebensweise.

1987 ließ John Watts Fischer-Z mit neuen Bandmitglieder wieder aufleben und brachte die Alben Reveal (1988) und Fish’s Head (1989) heraus, inkl. den erfolgreichen Singles The Perfect Day (1988), in der er das Thema Kontaktanzeigen verarbeitete, und Say No (1989), einem klaren Aufruf an die Armen und Machtlosen. Das Album Destination Paradise (1991) mit Further From Love und dem Titelsong über das Leid der Zivilbevölkerung in Kriegszeiten nahm er in Peter Gabriels Real World Studios auf. Auch auf den beiden folgenden Fischer-Z-Alben Kamikaze Shirt (1993) und Stream (1995) vereinen sich Songs politischer Couleur mit Liedern über seine Beobachtungen und Erfahrungen im wahren Leben.

Mit dem Album Thirteen Stories High (1997) kehrte John Watts auf Solopfade zurück, es ist eines seiner angesehensten Werke im Indie-Gitarrenstil. Einige Titel daraus, etwa I’m A Reptile oder Angel Of Gardenia, zählen zu den Lieblingsstücken der Fans. Auf Bigbeatpoetry (1999) offeriert er eine größere künstlerische Bandbreite, etwa kombiniert er hier seine Poesie, Prosa und Songtexte mit einem DJ und dessen Beats. 2002 beginnt die Zeit der Multimediaprojekte. Für Ether Music & Film reist er durch mehrere Länder, um, nur mit seinem Laptop ausgestattet, seine musikalischen Begleiter auf der Straße oder bei ihnen zu Hause aufzunehmen.

Real Life Is Good Enough (2005), ein Doppelalbum mit lauten E-Gitarren und Drums, das John Watts zusammen mit dem Schlagzeuger Sam Walker aufnahm, wurde auch schon mal mit den frühen The Black Keys Alben verglichen. Das parallel entstandene Album It Has To Be (2006) besteht aus Songs, die aus seinen Begegnungen mit ihm bis dato unbekannten Menschen und deren Lebensgeschichten in zehn Ländern Europas resultieren. Zum ersten Mal enthält das Album-Booklet hier auch Gedichte und Kurzgeschichten aus John Watts' Feder.

Auf dem Album Morethanmusic (2010) erweitern improvisierte und orchestrale Elemente sowie eine filmische Ebene seinen Arbeitshorizont. Es enthält als erste Single den Titel Head On, inspiriert von seiner Beobachtung eines siebenjährigen Kindes, das auf dem Handy seiner Mutter die Live-Exekution Saddam Husseins anschaut, und als zweite Single mit URSo den beliebtesten Live-Song der Platte. Zu jedem Stück auf dem Morethanmusic Album drehte John Watts ein Video.

2012 startete John Watts das ambitionierte World-Go-Round-Projekt, das sein Theaterstück The Last Picasso, Gedichte aus seinem Buch The Grand National Lobotomy und teilweise auch Songs umfasst, die jetzt Teil des kommenden Fischer-Z-Albums sind. The Last Picasso ist schwarze Komödie und absurdes Drama zugleich und es heißt, dass er mit dieser Arbeit „nicht weniger als ein völlig neues Genre“ geschaffen hatbe, „eine Mischung aus Musiktheater, Rockkonzert und Multimedia-Performance.” (Hamburger Morgenpost, 23. Februar 2012).

In The Grand National Lobotomy beschreibt John Watts sich und seine Kunst in dem Werk ‚Eggers‘ in seinem prägnanten und typisch selbstironischen Stil als „Geschichtenschreiber, Dichter und darbende lebende Legende aus England, der über alles schreibt, was man sich vorstellen kann, von Live 8 bis hin zu Prostata, Gordon Brown bis hin zu Eva von Braun, Karl Marx zu gestreiften Unterhosen, Stockhausen zu Waterman, Botticelli zu Vaseline, Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub, Beck zu Becks".

Das neue Fischer-Z-Album This Is My Universe wird im März 2016 veröffentlicht und enthält u.a.den Track Martha Thargill, in dem John Watts 30 Jahre später nochmals den Streik der Bergarbeiter und den Untergang ihrer Lebensweise aufgreift. In dem Titelsong This Is My Universe vereint er auf dynamische Weise Poesie, Beats und E-Gitarrensound, während er einen dunklen und reumütigen Blick auf Liebe und Ehe in der Pop-Single Just-A-Man wirft, und in Just Like Justice ein Manifest für den pro-aktiven, wahren Romantiker erstellt. Tale Of Bales schließlich kombiniert einmal mehr auf unnachahmliche Weise ein politisches Thema mit zeitgenössischem Artrock.

John Watts tritt zukünftig sowohl mit Band als auch solo unter dem Namen Fischer-Z auf.

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