Die Geschichte von Alexander Gerlach und Kai Paul ist eine vergnügliche Reise durch die Clubkultur, und ganz besonders durch die Clubkultur Berlins. Hier kreuzen sich die Wege vieler Feiernder, hier werden Allianzen geschlossen, hier darf noch experimentiert werden.
Doch beginnen wir Anfang! Und halten wir uns an die Fakten!
Alexander Gerlach zieht 1997 aus seiner Heimat Dresden nach Berlin, um seinen grafischen Ambitionen nachzugehen. Aber eben nicht nur als Grafiker, sondern auch als DJ beginnt er, sich in der Hauptstadt einen guten Namen als Vorreiter des damals erfrischend neuen "Berlin-TechnoLectro"-Sounds zu machen. Lexy reiht sich ein in die Galerie der Szenegrößen und darf sich bereits im zarten Alter von 21 Jahren zum inneren Kreis der Techno-Elite Deutschlands zählen. Er erlebt die schillernden Exzesse des Phänomens "Rave" hautnah mit.
1997 ist das Jahr, in dem die Besucherzahl der Love Parade zum ersten Mal die Millionengrenze überschreitet. Eine goldene Zeit, in der Berlin geprägt ist von hochklassigen Clubs wie dem Tresor und dem E-Werk. Und Lexy mittendrin.
Kai Paul muss nicht nach Berlin ziehen, denn er wird im Ostberliner Bezirk Hohenschönhausen in die Welt entlassen. Diese Welt meint es gut mit dem musikinteressierten Kai Paul. Er lernt die Musiker von Element Of Crime kennen, hat Gelegenheit, sich im Studio auszuprobieren und entwickelt mit der Zeit die typischen Produzenten-Qualitäten. Die Technikbegeisterung, der unbändige Drang, Neues auszuprobieren, sowie der Hang, aus den musikalischen Geräten stets Unerwartetes zutage zu fördern, führen ihn unweigerlich ans Mischpult und schließlich auch zum Schallplattenvertrag.
Die altehrwürdige Kreativzelle Low Spirit im Berliner Westen ist eine wichtige Station für die beiden Großstadt-Dandys. Hier begannen DJ-Karrieren, hier wurden Rave-Institutionen wie die Mayday konzeptioniert, hier fanden sagenhafte Metamorphosen vom "einfachen Raver" zum Techno-Protagonisten statt. Und hier treffen endlich auch Alexander Gerlach und Kai Paul aufeinander und wagen sich an ihren ersten gemeinsamen Track: "Do You Like Disco?" (1999)
Das Techno-Genre ist geprägt von vielen kurzlebigen Projekten, von Hits für eine Saison, von wechselnden Konstellationen. Here Today, Gone Tomorrow!
Lexy & K-Paul übergehen locker all diese Klischees und setzen auf nachhaltige Zusammenarbeit, denn sie harmonieren auf allen wichtigen Ebenen: menschlich und kreativ, und auch beim Feiern und beim schwierigen Thema Humor liegen sie auf derselben Wellenlänge. Belohnt werden sie mit einer Serie von Hits und im Jahr 2001 schließlich auch mit dem ECHO in der Kategorie "Berliner Nachwuchspreis zur Förderung nationaler Pop-Musik". Hat man in der Phono-Akademie tatsächlich erkannt, dass es in Berlin brodelt?
"Freak", "Der Fernsehturm", "Dancing" – das sind nur drei Tracks, die uns zeigen, dass Musik, die den Berliner Clubs entspringt, gleichzeitig charmant, unbefangen-poppig und zeitgeistig-pulsierend sein kann. Technolectro könnte man den Stil nennen, den unsere Protagonisten geprägt haben. Wenn man Schubladendenken vermeiden möchte, dann ist es elektronische Tanzmusik der gehobenen Klasse, die auch auf Albumlänge funktioniert. Stehen beim Debüt "Loud" eher eingängige Tanzflächenmonster mit den Trademark-Sounds der Boys im Vordergrund, werden auf "East End Boys" mehr Experimente gewagt. Element Of Crime-Kopf Sven Regener veredelt mit seiner Stimme den atmosphärischen Track "Oder beides". Berlins Vorzeige-DJ und Hip Hop-Produzent Tomekk tritt als "Atomekk Dog" in Erscheinung. Schamlos werden die Soundbaukästen der 80er Jahre geplündert, doch immer mit dem nötigen Stil und der entsprechenden Haltung. Eine wahre Referenzmaschine.
Das nächste Klischee, das Lexy & K-Paul erfolgreich widerlegen, ist das vom "langweiligen Techno-Live-Act". Lange Jahre waren es die DJs, die die Arenen füllten, ein wenig abseits standen unscheinbare Menschen, die sich über ihre Maschinen beugten, an Knöpfen drehten und das Publikum keines Blickes würdigten. "Frickler" oder "Elektrolurchies" wurden sie genannt, reine Nerds. Spannend war das nicht, sondern eher langweilig und das Gegenteil von sexy. Lässt sich der mitreißende Geist der Lexy & K-Paul-Produktionen nicht auch live und auf der Bühne adäquat umsetzen?
Die Antwort auf diese Frage entwickelt sich im Rahmen der mittlerweile legendären "Electric Kingdom"- Tourneen. Da stehen zwei Irre auf der Bühne, die ihre Tracks abfeiern als gäbe es kein Morgen. Zwar wird auch an Knöpfen gedreht, Samples abgeschossen, doch es ist auch stets klar, dass es den beiden Gestalten ums gemeinsame Feiern, um die Abfahrt geht.
Die Live-Qualitäten der beiden Hauptstadt-Dandys sind mittlerweile bekannt. Die Spur der Verzückung, die sie hinterlassen haben reicht von Mayday bis nach Miami. Vom Club bis zum Rockfestival.
Quelle: http://www.lexykpaul.eu/ - https://www.facebook.com/lexykpaulofficial?fref=ts