Heinrich von Kleists (1777–1811) Verhältnis zum Judentum ist ähnlich rätselhaft wie sein übriges Leben und Schreiben. So hat er sich in seinen Werken und Briefen an keiner Stelle explizit über das Judentum, über Jüdinnen und Juden geäußert. Allerdings fällt auf, dass ein zeitweise derart militant anmutender patriotischer Dichter im Gegensatz zu einigen berühmten Schriftstellerkolleg*innen in seinen Werken keine antisemitischen Klischees bedient, sondern z. B. Gotthold Ephraim Lessing, vor „Nathan der Weise“, positiv zitiert. Trotzdem bleibt seine Position äußerst ambivalent: Einerseits ist er regelmäßiger Gast im literarischen Salon Rahel Levins, deren späterer Ehemann Karl August Varnhagen von Ense für die Überlieferung wichtiger Handschriften und Dokumente von und zu Kleist verantwortlich ist. Andererseits nimmt Kleist an Treffen der antisemitischen „Deutschen Tischgesellschaft“ teil. Der Vortrag beleuchtet dieses spannungsvolle Verhältnis und wirft auch einen kurzen Blick auf Kleist als eine Art Identifikationsfigur unter jüdischen Intellektuellen im 19. und 20. Jahrhundert.
Ingo Breuer, geboren 1962, Promotion 2001, ist Studienrat im Hochschuldienst für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Köln. Er ist u.a. Herausgeber des Kleist-Handbuchs und war mehrere Jahre Mitherausgeber des Kleist-Jahrbuchs
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