Vielschichtig, genial, außergewöhnlich – Jon Gomm
Was Jon Gomm macht, ist selbst beim genauen Hinhören nicht leicht zu greifen – und umso schwerer mit Worten zu erklären: Ein Sound, der mitunter so vielschichtig klingt wie ein kleines Orchester, durchsetzt von Klängen, die man zunächst schwer zuordnen kann. Minimale Percussions, experimentelle Geigen- und Bassbearbeitung, elektronische Zwischentöne?
Tatsächlich ist es nichts von alledem, beziehungsweise alles zugleich. Allerdings lediglich auf einer einzigen, entsprechend abgegriffenen Akustikgitarre, bespielt von einem, der sein Instrument scheinbar neu erfunden hat. Und das macht live umso mehr Spaß und wirkt selbst auf Experten außergewöhnlich beeindruckend.
Wenn Jon sein Instrument zärtlich und mit geschlossenen Augen streichelt, auf ihm hämmert, trommelt, an ihm zieht und mit ihm zittert, mitunter ausschließlich den Gitarrenhals bearbeitend – und ihm dabei die unglaublichsten Töne entlockt, sind Laien wie alte Hasen gleichermaßen überwältigt. Dazu kommt die Stimme des Briten: Sanft, mal rockig, mal soulig, überraschend eingängig und pop-kompatibel bildet sie den perfekten Gegenpol zum kraftvollen Spiel auf Seiten und Korpus und macht Jon Gomms Auftritte samt kluger und stimmigem Songwriting zu einem einzigartigen Erlebnis.
Dass anschließend regelmäßig Vergleiche mit Gitarrengrößen wie Eric Clapton und Jimi Hendrix angestrebt werden, ist dabei kaum verwunderlich. Vom narzisstischen Rockstar-Klischee ist Gomm allerdings weit entfernt. – Was ihn nur noch sympathischer macht.