Gewalt in der Musik: Klassische Musik beschäftigt sich mit jeglichen emotionalen Facetten, auch den dunklen. In einer Zeit, in der besonders in der Politik Gewalt wieder alltäglicher wird, ist es umso wichtiger, sich und seine aggressiven Emotionen zu reflektieren. Dass auch die klassische Musik voll mit sehr unmittelbaren aggressiven Gefühlen ist, wird oft vergessen, beziehungsweise oft »schön gespielt«.
ensemble reflektor begreift nicht nur Beethovens Coriolan-Ouvertüre mit ihrer thematisch immanenten Gewalttätigkeit als eine Beschäftigung mit negativen Emotionen, sondern auch seine Fünfte Sinfonie. Die vielzitierte auf das C-Dur-Finale abzielende Anlage des Stückes wird oft als Weg heraus aus dem dunklen ersten Satz begriffen. In der Enstehungszeit, in der Beethovens Denken und Fühlen von Depressionen und Selbstmordgedanken bestimmt ist, kann ein so hell strahlendes C-Dur auch sehr schmerzhaft sein. Die erzwungene Freude erinnert an Schostakowitsch, der genauso in System-verherrlichenden Kompositionen sein Uneinverstandensein und seinen Schmerz in den Subtext komponiert hat. ensemble reflektor sucht diesen Subtext und präsentiert Beethovens 5. Sinfonie in einem neuen Licht - oder eben in einem neuen Schatten.
Zwischen Coriolan und der 5. Sinfonie stehen Stücke von Rameau und dem estnischen Zeitgenossen Tüür, die nach Versöhnung und Harmonie zwischen den beiden gewalttätigen Stücken suchen, aber zeitweise eher ein Zweifeln an der Idylle auslösen.
Einlass: 19:00 Uhr / Beginn: 20 Uhr
Tickets an der Abendkasse oder unter www.ensemble-reflektor.de