Live aus der Opéra Bastille
„Oh! Victor Hugos Le Roi s’amuse ist ein großartiges Thema und vielleicht das größte Drama der Neuzeit. Es ist ein Werk, das Shakespeare in nichts nachsteht!“
Ein paar Monate bevor er diese Worte an den Librettisten Francesco Maria Piave schrieb und ihn drängte, „Venedig auf den Kopf zu stellen und den Zensor dazu zu überreden, dieses Thema zu autorisieren“ – keine leichte Aufgabe, da moralische Werte schnell als verletzt galten – arbeitete Verdi an einer Adaption von König Lear. Zweifellos war er bereits vom Stück seines verehrten Meisters William Shakespeare inspiriert, als er Victor Hugos Drama las. Als er das Werk des französischen Schriftstellers entdeckte, dem er den größten Triumph seiner „schwierigen Jahre“, Ernani, verdankte, beschrieb er die Dreiecksgeschichte um einen König, den Hofnarren und dessen Tochter als einen „Blitz, eine Inspiration“.
Zwischen dem leichtsinnigen, liederlichen Herzog und dem ahnungslosen Opfer Gilda steht der zwiegesichtige Charakter des Buckligen – Hofnarr des Herzogs und beängstigter Vater zugleich. Monströs und herzergreifend, grotesk und erhaben gipfelt die Titelrolle in der Arie „Cortigiani, vil razza dannata“. In deren absteigender Tonalität, von der explosiven Raserei bis zum Moment des Flehens, zeigt sich Verdis Können, eine vom bel canto vererbte Form zum theatralischen Realismus zu adaptieren. Unter Nicola Luisottis Taktstock reüssiert erstmals Regisseur Claus Guth in der Neuproduktion an der Pariser Oper.
Gesungen in Italienisch mit deutschen Untertiteln
