Genauer Beginn: "20.57 Uhr"
KLAUS „MAJOR“ HEUSER BAND
Wenn der Begriff Kultstatus im weitesten Sinne noch mit
Qualität zu tun hat, so ist die Klaus „Major“ Heuser Band
auf dem besten Wege, Kult zu werden. Warum ist sie es
nicht längst? Viele von seiner Sorte, seiner Erfahrung und
seiner Klasse haben wir nun nicht gerade im Lande und wir
können uns glücklich schätzen, dass da einer ist von
Format, einer der immer noch hungrig ist, der immer noch
bereit ist, sich zu quälen für seine ganz persönliche Vision
von Rock-Musik, der er heute vielleicht sogar näher ist, als
jemals zuvor. Er zahlt aber auch in klingender Münze
zurück, was er in jungen Jahren an Erfolg und Zuneigung
geerntet hat und vielleicht ist es ja genau das, was den
Konzerten seiner spielfreudigen Band die Tiefe und diese
enorme Präsenz verleiht: jemand der sein Publikum dafür
liebt, dass es ihm die Treue hält, der mit ihm fühlt und es
genau dort abholt, wo es steht, um es mitzunehmen auf
eine Reise, die zwar schon vor längerer Zeit begonnen hat,
aber noch lange nicht zu Ende ist.
Wieviele deutsche Rock-Gitarristen fallen uns ein, wenn wir
an ein elektrisierendes, ein prägendes Gitarrenriff im Sinne
von sagen wir mal ‚Satisfaction’ oder ‚Smoke on the Water’
denken? Genau – da wird die Luft dünn und wir landen
ganz schnell beim Major. Der Major hat Sachen geliefert,
die einfach jeder kennt. Wenn er etwa das Gitarren-Intro
von ‚Verdamp lang her’ bei seiner damaligen Band BAP
aufsteigen ließ, ging das Publikum steil, kam niemand um
eine gepflegte Gänsehaut herum. Und keiner hat je die
Gitarristen gezählt, denen die Licks des Majors Anlass
gaben, selbst den Kampf mit dem Instrument aufzunehmen.
Die Euphorie jener Tage ist Legende, doch der Major ist es
auch, wenngleich eine sehr heutige und extrem vitale.
Während das alte Vaterschiff noch unverdrossen auf dem
einmal eingeschlagenen Kurs segelt, erfindet sich sein
maßgeblicher, aber längst von Bord gegangener 1. Offizier
immer wieder neu. Er bleibt sich treu, schielt nicht nach
schnellem, zeitgeistig gesteuertem Erfolg. Dabei brauchte
es durchaus seine Zeit, bis Klaus Heuser fand, was er
suchte, ja brauchte, und das waren in erster Linie die
richtigen Mitstreiter, denn unser Mann ist ein
ausgesprochener Team Player.
Nach der erfolgreichen Phase mit dem Blues-Recken
Richard Bargel ist die Band mit dem neuen Sänger Thomas
Heinen und nicht zuletzt dank des inzwischen fest
etablierten musikalischen Allrounders Matthias Krauss
(Keyboards, Gitarren, Producing) nun in eine weitere, eine
höhere Dimension vorgedrungen. Die aktuelle Heuser Band
ist viel unterwegs und sie ist komplexer, ja ausdrucksstärker
geworden in ihren zahlreichen Konzerten landauf, landab.
Da ist etwas zusammengewachsen, besser noch, da
wächst etwas über sich hinaus, das die medienpräferierte
kaltherzige Machinenmusik schlicht schulterzuckend hinter
sich lässt. Die Major Heuser Band wendet sich an Zuhörer,
die Wert auf den guten alten Ensemblegeist legen, die sich
mitreißen lassen wollen von ausgebuffter Interaktion und
von dynamischem Zusammenspiel. In einem Bogen der von
annähernder Stille bis hin zum jubelnden Rock-Solo reicht.
Das Entertainment kommt dabei aber auch keineswegs zu
kurz, nicht zuletzt dank der launigen Ansagen eines
Bandleaders, der sein Publikum nie einfach nur sich selbst
überlässt und alles dafür tut, es glücklich in die Nacht zu
entlassen.
’57? Der aktuelle Albumtitel ist der Synchronität
verschiedener Ereignisse geschuldet: Der Major,1957
geboren, feierte folglich 2014 seinen 57sten Geburtstag. Als
dann auch noch ein Koffer aus BAP-Zeiten mit der
Ladenummer 57 auftauchte, nahm man das als Zeichen.
Nebenbei bemerkt wurde im Jahre 1957 auch noch der
PAF-Humbucker eingeführt, jener Tonabnehmer der Gibson
Les Paul also, auf der Klaus seinen Signature-Sound fand.
Inhaltlich bewegt sich das Album ’57 im geerdeten
Mainstream-Kontext aus Rock und Blues mit Anflügen von
Roots, Country und Americana, markiert von solider
Handarbeit und klassischem Songwriting. Die sorgfältig
erarbeiteten Songs bieten Atmosphäre und Tiefe, rühren
an, wie etwa das akustische ‚Fullmoon Nights’ mit schöner
Klavierarbeit und sensibler Slide-Gitarre oder das in seiner
melodischen Eleganz an Bruce Hornsby erinnernde
‚Pictures and Memories“, geben aber auch schon mal Kante
(‚Make it better’) und erfreuen damit des Rockers Herz. Die
Instrumentierung greift auf ein großes Repertoire
akustischer und elektrischer Gitarren zurück, die in
Verbindung mit luftigem Piano und saftigen Orgel-Sounds
die ausdrucksstarke Stimme des Thomas Heinen effektvoll
anzuschieben vermögen. Ob nun Eagles-affiner Harmony-
Gesang mit zweistimmigem Gitarren-Spot (’Catch The
Flame’), Knopfler-Reminiszenz (’5 a.m.’) oder Hooks
irgendwo zwischen Tom Petty und JJ Cale, der Bogen
stimmt und alle Darbietungen entfalten sich auf dem
sicheren Fundament einer souverän agierenden
Rhythmusgruppe. Über all dem aber steht die mal fühlige,
mal erdige, immer aber fabelhafte Gitarrenarbeit des Klaus
Heuser – go ahead Major, let it bleed !
Abendkasse / Vorverkauf: 19,00/16,00 EUR