Richie Kotzen (Vocals and Guitar)
Billy Sheehan (Bass and Vocals)
Mike Portnoy (Drums and Vocals)
Es wäre fast zu einfach, würde man The Winery Dogs schlicht eine ‘Supergroup’ nennen: Sänger und Gitarrist Richie Kotzen hat Musikgeschichte mit Poison und Mr. Big geschrieben, Bassist Billy Sheehan rockte jahrelang mit Steve Vai, David Lee Roth, Mr. Big und zahlreichen anderen und Schlagzeuger Mike Portnoy ist unter anderem Mitbegründer der Prog Metal Ikonen Dream Theater. Aber The Winery Dogs sind so viel mehr als schlicht eine Supergroup.
Derartige Formationen sind ja meist Eintagsfliegen, zusammengestellt aus begabten Musikern, die für eine Weile miteinander jammen und dann schnell ein Album aufnehmen, in der Hoffnung, den Funken einfangen und auf Band verewigen zu können. Sie sind die Summe ihrer Teile.
Das ist bei The Winery Dogs ganz anders – bei diesem Trio handelt es sich um eine richtige Band, eine Einheit, die mit ihrem mitreißenden Sound sämtliche Erwartungen übertrifft. Das selbstbetitelte Debütalbum ist angefüllt mit straightem Rock n Roll, inspiriert von den Lieblingsbands der einzelnen Mitglieder und es vereint die unterschiedlichen Stile, für die selbige bekannt sind.
“Wir haben alle unsere eigene Intonierung und unseren eigenen Stil, aber wir haben auch viel gemeinsam, wenn es um unsere musikalischen Wurzeln geht und die Musik, mit der wir groß geworden sind,” erklärt Sänger und Gitarrist Richie Kotzen. “Was die Band so besonders macht, ist, dass sich während unserer Zusammenarbeit jeder seine Identität bewahrt hat. Wir klingen alle wie wir sind, machen aber trotzdem Musik, die frisch und aufregend und eben wie eine neue Band klingt. Die Chemie stimmt einfach; wir sind quasi füreinander bestimmt.”
“Ich mag die Tatsache, dass wir alle unterschiedliche Backgrounds haben, obwohl sich manches ähnelt,” fügt Sheehan hinzu.” Wir haben eine besondere Verbindung, die sicher nicht zustande gekommen wäre, wenn wir alle genau dieselben Dinge mögen würden. Wir haben unterschiedliche Elemente zu einer einheitlichen Band zusammengefügt.”
Der Beweis ist die perfekte Mischung: The Winery Dogs ist ein vielseitiges Album mit Songs, die grooven und swingen ohne dass die Stärke, die ein gutes Hard Rock Album ausmacht, auf der Strecke bleiben würde. ‘Elevate’ startet mit einem ordentlichen Rums, ein rumpelndes Schlagzeug und wummernde Riffs vereinen sich zu einem Rhythmus schierer Kraft. Die Strophe beenden die Herren Musiker mit präzisem Spiel bevor er in eine stampfende Bassdrum, begleitet durch ein anhaltendes Gitarrenfeedback übergeht, zu dem Kotzen die bedeutungsvollen Zeilen ‘lost in the dark, I feel like a shadow of myself’ singt. Dann setzt die Band wieder ein und der Song baut von neuem Spannung auf, bis er den euphorischen Chorus ‘elevate me, take me hire/ I don’t want to be wasted’ erreicht.
Diese Dynamik verdeutlicht wie The Winery Dogs mit etablierten Stilen spielen und diese zu was ganz Besonderem weiterentwickeln. Komplettiert wird das Ganze durch Sheehans akrobatisches Bassspiel und Kotzens flinke Soli, was dem Sound sowohl einen gewissen Wiedererkennungswert als auch eine absolute Individualität verleiht.
“Wir haben uns getroffen und einfach zusammen gespielt – das fühlte sich total natürlich an und wir hat einfach gepasst, “ so Sheehan. “Manche der Songs auf dem Album sind spontan entstanden. Wir fingen an zu spielen und ließen es dann einfach laufen. Ganz ehrlich – das Schwierigste war, unsere Favoriten auszuwählen. Wir nahmen einen Song auf und waren anschließend total glücklich damit. Dann nahmen wir den nächsten auf und dachten ‘Nein Mann, DAS ist unser neuer Favorit!”. Das passiert wirklich selten und wir waren total begeistert.”
Vielleicht klingt das Winery Dogs Album auch deshalb so großartig, weil es einen unerwarteten Einblick in das Seelenleben der Musiker gibt. Kotzens Stimme klang nie besser und sein Gitarrenspiel ist gewohnt außergewöhnlich. Verankert durch Sheehans Bassspiel, das die Songs verwurzelt und Portnoy eine solide Grundlage für Experimente bietet, kreiert die Band Musik, die zwischen Einfachheit und Virtuosität hin und her springt.
“Ich finde es total aufregend, Teil eines soliden Rock Trios zu sein,” sagt Portnoy. “Die meiste Zeit meiner Karriere habe ich hauptsächlich Prog Musik gespielt, also war das ganz klar eine Möglichkeit für mich, Musik zu machen, die nicht Prog oder Metal ist. Es ist viel mehr Classic Rock und das ist schließlich die Musik, mit der ich aufgewachsen bin und die mich am allermeisten beeinflusst hat. Ich sitze zu Hause und spiele an einem simplen vierteiligen Schlagzeug einen Bonham Groove und keine komplexen Tempi hinter einem riesigen Kit. Das ist total erfrischend für mich. “
Der Grundstein für The Winery Dogs wurde bereits 2011 gelegt, als Sheehan und Portnoy zusammen mit einem anderen Gitarristen und Songschreiber zusammenarbeiteten. Als das nicht so richtig Form annehmen wollte, schlug ein gemeinsamer Freund, nämlich der Moderator der US Radio Show ‘That Metal Show’, Eddie Trunk vor, Kotzen zu kontaktieren und ihn zu fragen, ob er wohl interessiert sei, eine neue Band zu gründen. “Wir hielten das alle für eine brilliante Idee,” so Portnoy. “Wir suchten nach einem außergewöhnlich begabten Gitarristen, Sänger und Songwriter – und all diese Qualitäten vereint Richie in einer Person.”
Im Januar 2012 fanden sich die drei Musiker in Kotzens Studio ein und schrieben gleich am ersten Tag drei Songs, unter ihnen die beiden Albumtracks ‘One More Time’ und ‘Six Feet Deeper’. Einen Monat später trafen sie sich wieder und schrieben weitere fünf Songs. Von da an ging es nur noch darum, die laufenden Projekte zu beenden um schließlich mit den Albumaufnahmen beginnen zu können. “An diesem Punkt waren wir alle Feuer und Flamme”, sagt Portnoy. “Im August 2012 begannen wir mit den Aufnahmen. Wir nahmen einen Großteil der Songs auf und schrieben die restlichen Tracks. Im Dezember beendeten wir die Vocals und im Januar 2013 machten wir das Mixing.”
Obwohl viele der Tracks auf The Winery Dogs gemeinsam im Studio entstanden sind, beruhen manche auf Songideen, die Kotzen bereits geschrieben hatte. “Ich hatte ein paar Ideen, die ich den Jungs vorspielte und sie halfen mir, diese zu kompletten Songs auszubauen. Dann gab es da einen Song ‘You Saved Me’, für den Mike ein paar Lyrics und die Melodie im Kopf hatte, also schrieb er diesen Song. Der Entstehungsprozess war von einem totalen Miteinander geprägt – keine Egos, keine Alleingänge.”
The Winery Dogs ist voll von Leidenschaft und Talent und beeindruckt außerdem durch Abwechslungsreichtum. ‘Damaged’ kommt mit jazzigen Gitarren und sehnsüchtigem Text daher. ‘I’m No Angel’ ist eine solide Midtempo Nummer mit einem bluesigen Riff, teils Hendrix, teils Zeppelin und ‘Regret’ ist eine Herzensballade, die durch Orgel- und Piaonosound und soulige Vocals überzeugt.
“Ich bin in der Nähe von Philadelphia aufgewachsen und habe sehr viel Soul Musik gehört und als Sänger hat mich das natürlich beeinflusst,” so Kotzen. “Ich glaube diese Art zu singen passt gut zu unserer Musik. Das ist zwar nicht typisch Hard Rock, aber trotzdem sehr kraftvoll.”