Es gibt Momente, da missfällt der Blick in den Spiegel. Nervös wird überlegt, wie das Chaos beseitigt werden könnte. Cremes werden aufgetragen und Pillen geschluckt. Und am Ende bleibt alles HGich.T. Ob es einem nun gefällt oder nicht.
Doch auch Scheiße kann wärmen. Die Urvölker haben damit ganze Generationen überlebt. Es hilft, wenn der Kern einer Sache erkannt wird. Der Kern ist in diesem Fall ein neues HGich.T Album. Nach Mein Hobby: Arschloch aus dem Jahr 2010 wird es langsam Zeit, neue Hits ins Regal zu stellen. Die neue Kaltwäsche trägt den Titel Lecko Grande. Und erneut wird der dunkle Keller aufgeschlossen, um guten Themen ein wenig Licht zu gewähren.
Grausamkeiten des Alltags, Drogenkonsum, Brüste – danach lechzt so manch dehydriertes Kunsthirn. HGich.T geben und nehmen. Liebe ist natürlich immer das zentrale Thema. Schon ein Blick auf das Ensemble spricht Bände. Wie ein Sammelbecken voll gestrandeter Seelen lohnt jeder Blick auf eine HGich.T Performance. Wie eine Mischung aus Jim Rose Sideshow Circus mit Brad Easton Ellis Romantik im Neon Look wirken HGich.T noch Tage nach dem Konzert.
Dass sich hinter dem Ensemble keine Vollhonks verstecken, ist bekannt. KunststudentInnen, AutorInnen, BarmenschInnen, MathematikerInnen, YogalehreInnen, Antifa AktivistInnen und Theaterspackos sorgen für buntes Treiben in GSA. Neu an Bord ist der kunstinteressierte Kriegs Veteran und Ex Oberstaatsanwalt Dietrich Kuhlbrodt, der als Opa 16 dem Projekt die Leviten liest. Da wird dem lieben Yogafan Miguel im Video die Unterhose geknetet oder auch völlig nackt eine Mutti / Porsche / Schule Geschichte im Rahmen der Hamburger Kampnagel Theaternacht präsentiert. Das kommt an und pustet die Synapsen frei.
Natürlich sind HGich.T kein völlig sinnschwangeres Konglomerat. Auch auf Lecko Grande
finden sich wieder Kracher, die der Saufjugend den Ball zuspielen. Aber auch der Detail verliebte Inhaltsnerd wird sich wieder über gelungene Textkonstrukte freuen. Distelmeyer zum Pogen wäre natürlich übertrieben. Aber die Wertigkeit von Lecko Grande ist klanglich und konzeptionell nicht von der Hand zu weisen.
Der Überhit Die letzten Titten von Bethlehem aber auch Klassiker wie Der Haken lockern so manch verkackten Tag mit einer Breitseite Scheißegal. Zügellos und klugscheißerisch verkrampft, amüsant und lehrreich. Die Neon Goa Polonäse geht weiter. Durch den Club ins Theater. Dann durch die Küche und ab ins Büro, zur Schule oder Uni. Lecko Grande ist das Carepaket auf dem Weg ins Unbekannte. Realismus pur. Die pumpende Kehrseite der Medaille, die sonst von formatierten Grinsemaschinen regiert wird. Zugreifen, reinschmeißen, aufdrehen.
Oder wie äußerte sich HGich.T dj hundefriedhof so treffend? „HGich.T sind wie eine Brundlefliege. Der Kenner spürt die Lieblichkeit unserer Töne trotz kruder Verpackung. Wir wollen schließlich alle nur mal für drei Minuten abkotzen.“ Genau. So isses.
Vater, dj hundefriedhof, Miguel aka Shamyn, Opa 16, Maike, Diddelmaus, Igor Amore, Karla Knyh, Achmarc Marc, Dr. Diamond, Natusche und natürlich „The Face“ Tutenchamun bringen auf Lecko Grande die Highlights der letzten Saison auf Festplatte und drücken gleichermaßen auf den Startknopf für die nächste Runde. Lecko Grande sozusagen.
support:
JEANDADO (Supermoll, Cologne)
http://www.youtube.com/watch?v=shNNLK42v34https://soundcloud.com/jeandado/jeandado-live-scheues-reh
UND DRUMHERUM GIBT'S I.HEART.BEAT mit
DJ Awesome (I Heart Beat)
https://www.facebook.com/djawesome361
I.M. Trompete (I Heart Beat)
https://www.facebook.com/IMTrompete
und das Warm-Up von 22 - 23 Uhr macht:
Rolly Pollys
https://www.facebook.com/RolyPolys?fref=ts 
