Die drei von der Odysee - Chawwerusch Theater

sam.. 05. novembre 2022, 20:00 Heure

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Verhinderte Helden auf Irrfahrt

Chawwerusch Theater zeigt seine Version von Homers Odyssee

„Die Drei von der Odyssee“ heißt das Stück aus der Feder von Walter Menzlaw, in dem sich das Chawwerusch Theater einen antiken Klassiker vornimmt. Wie zu erwarten, ist Odysseus (Thomas Kölsch) eine der Hauptfiguren, aber da sind auch noch Elpenor (Stephan Wriecz) und Eurylochos (Ben Hergl), zwei von vielen namenlosen Gefährten auf seiner Odyssee. Sie begleiten ihn auf seiner unfreiwilligen Kreuzfahrt durchs Mittelmeer, beraten, meckern, helfen, stänkern und eröffnen eine ganz neue Sicht auf die abenteuerlichen Geschichten und ihren angeblichen Helden.

Homer erzählt in seiner Odyssee von gemeinen Zyklopen, verführerischen Sirenen und sagenhaften Monstern, wie zum Beispiel Skylla mit ihren sechs Köpfen. Aber im Mittelpunkt steht ganz klar nur einer: Odysseus. Er ist es, der allen Gefahren trotzt, die Richtung angibt und am Ende heil zuhause ankommt. Das Stück „Die Drei von der Odyssee“ kratzt nicht einfach an diesem Heldenmythos, es demontiert ihn. Homers „listiger Held“ wird zu einem führungsschwachen Kapitän, der ständig mit Kopfschmerzen zu kämpfen hat und ohne seine Mitstreiter verloren wäre. Elpenor und Eurylochos sind auf jeden Fall überzeugt, dass es ihre guten Ideen waren, die ihn immer wieder gerettet haben und werfen ihm vor: „Wer dir nicht passt, den unterschlägst du einfach in deinen Geschichten. Deine Geschichten sind Lügengeschichten.“

Die drei stolpern recht planlos durch eine „neue“ Odyssee – eine Reise durchs Mittelmeer, und was sie erleben klingt überraschend neuzeitlich. Auf der Suche nach Heimat in einer Nussschale (oder einem Schlauchboot?), traumatisiert vom Krieg und von dem, was hinter ihnen liegt. Sie manipulieren das Wetter, ohne sich über die Folgen klar zu werden und ihr überbordender Fleischkonsum stürzt so manche Region ins Unglück.
Als sie wieder einmal irgendwo stranden, sind sie unsicher, desorientiert, kleinmütig und verzweifelt. Weinerlich will Elpenor aufgeben und sogar Odysseus sagt: „Wir haben genug durchgemacht und sind am Ende unserer Kräfte. Die Aussicht auf Heimkehr ist gleich Null.“ Kein Heldenmut, übermenschliche Kräfte oder die Götter sind es, die ihnen jetzt helfen, sondern drei Frauen, die zufällig am Strand vorbeikommen. Diese ergreifen „das Geschenk des Meeres“, denn sie leben auf Ogygia, der Insel, die nur von Frauen bewohnt wird. Im Handumdrehen geht es den drei Männern wieder gut. Ruhe, reichlich Essen und Trinken und nicht zuletzt die Aufmerksamkeit der Frauen sorgen dafür, dass sie sich wieder wie richtige Kerle fühlen. Sie genießen das paradiesische Leben, als ob es keine Kämpfe auf Leben und Tod, Verrat und Leiden gegeben hätte.

Es sind immer Zufälle oder spontane Ideen, die bestimmen, ob sie wohlwollend aufgenommen oder verfolgt und bekämpft werden. Odysseus lässt sich von den Frauen nur zu gern bestätigen, was für ein toller Kerl er ist, Elpenor bietet die Auberginen, die er findet, in seinem Imbiss an und Eurylochos gibt bereitwillig seine Handwerkskünste weiter, wenn endlich mal jemand anerkennt, welch schöne Schiffe er bauen kann.

„Die Drei von der Odyssee“ wurde unter den Eindrücken der Pandemie geschrieben und von vorneherein entsprechend den Corona-Auflagen inszeniert.

Stadthalle Boppard
Oberstraße 141 - 56154 Boppard - DE
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