Eine der bekanntesten Sinfonien Franz Schuberts trägt den Beinamen „Die Unvollendete“. Häufig wurde spekuliert, ob Schubert mit den beiden Sätzen, die man unter diesem Namen kennt, womöglich meinte, alles gesagt zu haben, oder ob diese Sätze nicht doch den unvollendeten Torso einer regulären viersätzigen Sinfonie darstellen. Fest steht, dass Schubert einen dritten Satz, das Scherzo, immerhin fast vollständig skizziert und zum Teil auch instrumentiert hat. Und in der fast zeitgleich entstandenen Schauspielmusik zu „Rosamunde“ taucht ein monumentaler Satz in h-Moll auf, der musikalische Verwandtschaften zur Sinfonie aufweist. Haben wir womöglich eine „vollendete Unvollendete“ vor uns? Der Musikwissenschaftler Benjamin-Gunnar Cohrs hat das Experiment gewagt und aus den vorliegenden Teilen eine mögliche viersätzige h-Moll-Sinfonie rekonstruiert – mit atemberaubendem Ergebnis.
Und es gibt noch viel mehr „vollendetes Unvollendetes“ bei Schubert zu entdecken: In seinen letzten Lebenswochen schrieb er an einer Sinfonie in D-Dur, und aus dieser Arbeit sind zahlreiche Fragmente erhalten. Es gab bereits einige Versuche, aus diesen Entwürfen eine aufführbare 10. Sinfonie zusammenzustellen, doch der italienische Komponist Luciano Berio wählt in seinem Orchesterstück „Rendering“, das ebenfalls auf diesen Entwürfen basiert, eine ganz andere Herangehensweise: Wo Schuberts Manuskript abbricht, wird diese Lücke nicht geflickt, sondern kenntlich gemacht: Die Musik löst sich auf, wird körperlos und zerfließt in Klangflocken von vielfach geteilten Streichern und einer glitzernden Celesta. Das Ergebnis: Absolut magisch – und auf seine Weise ein vollendetes Meisterwerk!
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