Der Torpedokäfer mit Robert Stadlober

sam.. 28. septembre 2019, 19:30 Heure

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Die zweite Jahreshälfte, nach der Sommerpause öffnet das Theaterlabor Stilbruch mit dem
***GASTSPIEL***
»Der Torpedokäfer«
Aus dem abenteuerlichen Leben des Franz Jung
-Szenische Lesung mit Musik und Film-
Mit Robert Stadlober, Wolfgang Krause Zwieback und HF Coltello
Dramaturgie: Hanna Mittelstädt
Musik: HF Coltello, Christoph Frenz
Film: Marija Petrovic
Buch: Der Weg nach unten, von Franz Jung (Edition Nautilus)

100 Jahre Oktoberrevolution, das große kollektive Glücksversprechen des 20. Jahrhunderts, das so schnell scheiterte: Im Gedenken daran darf einer der wichtigsten politisch-literarischen Autoren deutscher Sprache nicht fehlen: Franz Jung. Er war literarisch nicht nur überaus produktiv, er schrieb auch eine der aufsehenerregendsten und schonungslosesten Autobiografien des 20. Jahrhunderts
(Der Weg nach unten, Arbeitstitel: Der Torpedokäfer). Um nach Russland zu Lenin zu gelangen, kaperte er 1921 zusammen mit einem Genossen ein Schiff. Wegen Schiffsraub auf hoher See gesucht, wurde er in die Sowjetunion abgeschoben, wo er eine Streichholzfabrik bei Nowgorod aufbaute, so er folgreich, dass die UdSSR sie an einen schwedischen Konzern verkaufen konnte. Franz Jung war immer am Schnittpunkt von Literatur und Politik involviert, darüber hinaus Börsenfachmann und Bohémien, eine extrem schillernde und bis heute inspirierende und verstörende Figur.
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Als expressionistischer Dichter, Dada-Trommler, Freiwilliger und
Deserteur des 1. Weltkriegs, Aktivist des Spartakusbundes, Mitbegründer der KAPD, Vagabund, Schiffsentführer, Leiter einer russischen Zündholzfabrik, Wirtschaftsanalytiker und Börsenspekulant war Franz Jung schon zu Lebzeiten eine Legende. Er war oft im Gefängnis, vielfach auf der Flucht, schrieb ca. dreißig Romane, mehr als zehn Theaterstücke sowie Essays, Radiofeatures, ökonomische und politische Analysen. Er war der Inbegriff des Abenteuertums, des Aufbruchs und Ausbruchs. »Ein Charakter, wie man sie heutzutage nur noch auf Leinwänden trifft«, beschreibt ihn Günter Kunert. Jung war immer kompromisslos und ist dadurch im »Jahrhundert des Verrats« (dem 20.Jahrhundert) zu einer paradigmatischen Figur geworden. Zur Zertrümmerung der großen Illusionen und Ideologien hat er einen bedeutenden Teil beigetragen.

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