Die britische Band BEAR’S DEN veröffentlichte im vergangenen Juli ihr zweites Album „Red Earth & Pouring Rain“ - und hebt seitdem zu einer Weltkarriere ab, wie man sie selten erlebt hat. Der Nachfolger für das 2014 für den Ivor Novello-Award nominierte Debütalbum „Islands“ zeigt, dass die Band einen gewaltigen, stilistischen Schritt nach vorne gemacht hat: Weg vom reinen Folk und hin zu einer eleganten wie modernen Version von schönstem Classic Rock. Der europaweite Erfolg gibt ihnen Recht: Top Ten-Platzierungen unter anderem in Holland, Belgien und ihrer Heimat Großbritannien, Top-30-Platzierungen in vielen weiteren Ländern, darunter auch in Deutschland. Im Zuge dieses neuen Albums befindet sich die Band seit dem vergangenen Herbst auf umfangreicher Europatournee und spielte bereits vier ausverkaufte Deutschland-Shows im Oktober. Nach einer mehrmonatigen Tournee durch Nordamerika werden BEAR’S DEN zwischen dem 10. und dem 14. September noch einmal für vier Konzerte nach Deutschland kommen, um am 12. September 2017 in Stuttgart Station zu machen.
Bereits seit einigen Jahren verwöhnt die britische Musikszene die Welt mit unkonventionellen Songwritern, die eine neue Folk-Szene in Großbritannien schufen und mittlerweile auf weltweite Euphorie treffen. Hierzu gehörte auch von Anfang an der Sänger und Gitarrist Andrew Davie mit seiner Formation Cherbourg, zu der auch der Bassist und Drummer Kevin Jones zählte. Jones wiederum ist einer der Gründer von Communion Records, einem Plattenlabel mit ausgeprägtem DIY-Gedanken, das als Talentschmiede für junge Musiker fungiert. Trotz zweier viel beachteter EPs und umjubelter Konzerte lösten sich Cherbourg 2009 auf; bereits kurz darauf gründeten Davie und Jones gemeinsam mit dem dritten Musiker, dem Banjo-Spieler Joey Haynes, BEAR’S DEN.
Von Anbeginn zeigte sich die Band stark inspiriert von den Helden der klassischen Literatur. So ist bereits der Bandname angelehnt an Maurice Sendaks Kinderbuch-Klassiker „Wo die wilden Kerle wohnen“, und auch inhaltlich existiert ein direkter Bezug, wie Andrew Davie erklärt: „BEAR’S DEN ist unser Name für die Insel, auf die jedes Kind entfliehen kann.“ Mit der gleichen kindlichen Ungezwungenheit forschen sie nach aufregenden Songs mit eigenwilligen Instrumentierungen und lassen sich in den tiefgründigen Texten inspirieren von Autoren wie Ernest Hemingway.
Im Juli erschien nach dem noch eher folkig gehaltenen Debütalbum „Islands“ das zweite Album „Red Earth & Pouring Rain“. Es wurde in den Rockfield Studios in Wales mit ihrem Langzeit-Produzenten Ian Grimble aufgenommen. Nach der freundschaftlich vollzogenen Trennung von Joey Haynes besteht BEAR’S DEN nun aus einer sechsköpfigen Liveband. Und wie all ihre Erfahrungen – sowohl persönlich als auch als Band und mit allen Höhen und Tiefen – so hat auch diese Veränderung einen Einfluss genommen auf ihr zweites Album. Es wurde, neben vielen anderen Dingen, inspiriert durch die Bilder Edward Hoppers, die Romane von Raymond Carver sowie den Film „Short Cuts“ von Regie-Altmeister Robert Altman. „Red Earth & Pouring Rain“ zeigt die Band sowohl von ihrer ernsten als auch von ihrer hochemotionalen, persönlichen Seite und widersetzt sich jeglichen Trends oder einfacher Kategorisierung.
Musikalisch bedeutet dieses Album eine klare Weiterentwicklung. Auch wenn die Folk-Wurzeln der Band noch immer hörbar sind, kommen sie nun daher mit einer üppigen Alchemie des 70er- und 80er-Rock: Fleetwood Mac, The Eagles und, in ganz besonderer Weise, die nächtliche Stimmung von Bruce Springsteens „Darkness On The Edge Of Town“. Zeitgenössischere Einflüsse stammen hingegen von Künstlern wie The National und Sufjan Stevens. Brutal aufrichtig, hervorragend umgesetzt und spirituell erhebend, ist „Red Earth & Pouring Rain“ das meisterhafte Album einer Band, das mutig genug ist, die eigene Vergangenheit nur noch durch den Rückspiegel zu betrachten.