Ekligkeit mit Pop-Appeal, Rap mit wenig Flow, derbe Texte mit minimalem musikalischen Einsatz. Das ist das Geheimrezept von Schnipo Schranke. Zumindest, wenn man der herkömmlichen Rezeptionsgeschichte glaubt. Ist aber alles gequirlter Schmarrn. Wer die Lyrics für lustige Obszönitäten hält statt für die Wahrheit, die Musik für Trash statt für ein starkes Signal, hat auf reichlich altväterliche Art wenig bis nichts begriffen. Besser, man vergisst alles, was man über das Skandalvideo „Pisse“ gehört hat, über Stinke-Lyrics und reduzierten Pianoeinsatz. Wer einmal ein Konzert des auf ganz eigene Art hinreißend charmanten Girl-Duos, bestehend aus Friederike Ernst und Daniela Reis, besucht hat, weiß: Da stehen zwei hervorragende Musikerinnen auf der Bühne – zu irgendwas muss das Musikhochschulstudium von Cello und Blockflöte ja gut gewesen sein –, die einfach mit klaren und sehr wohl gesetzten Worten sagen, wie es ist. Jetzt soll sowieso alles anders werden, wie man hört, denn Ende Januar erscheint das zweite Album von Schnipo Schranke. „Rare“ heißt es, und außer dem Plattencover, das im Großen und Ganzen ein rohes Stück Fleisch zeigt, kennt man noch nichts Genaues. Doch das ist ja gerade das Schöne: Werden Frau Ernst und Frau Reis jetzt zu Rockröhren, zu Folkhanselinen, zu Free Jazzerinnen? Oder singen sie einfach weiter von Liebe, Liebe, Liebe? Oder alles zusammen? Hauptsache produziert von Ted Gaier von den Goldenen-Zitronen, möchte man dazusetzen. Und Hauptsache endlich wieder live, denn da kommen die Qualitäten von Schnipo Schranke erst so richtig zum Tragen. Also am 18. März im Hamburger Uebel & Gefährlich.