Er ist Schwerstarbeiter der Elektromusik – und einer unserer liebsten Romy-Gäste: Oliver Koletzki, moderner Techno-Star, „Stil vor Talent“-Labelchef und DJ, der raffiniert poppige Melodien und rohe Beats kombiniert. Mit seinem „Mückenschwarm“ begann 2005 seine kometenhafte Karriere, die auch nach dem aktuellen Album „Großstadtmärchen 2“ noch lange nicht vorüber ist.
Zwei von drei Koletzki-Alben heißen „Großstadtmärchen“. Das Großstadtmärchen ist er allerdings selbst: 2005 lässt Oliver in Eigenregie 500 Exemplare seines Tracks „Der Mückenschwarm“ auf Vinyl pressen – und verteilt die Platten fleißig. Ein Exemplar landet bei Sven Väth in der Plattenkiste. Und dem fällt auf: Jedes Mal, wenn „Der Mückenschwarm“ läuft, dreht das Publikum völlig durch. Im besten Sinne versteht sich. Anstatt lange zu fackeln klingelt Väth bei dem verdutzten Koletzki durch und bittet ihn, den „Mückenschwarm“ auf seinem Label „Cocoon“ veröffentlichen zu dürfen. Die Bilanz dieser Fusion: Die Platte wird zum bestverkauften Technotitel 2005 und ist bis heute die bestverkaufte Platte auf „Cocoon“. Alles nur Glück und Zufall? Mitnichten.
Denn Oliver Koletzki ist schon fast sein Leben lang Produzent und Musiker: Mit 12 programmierte er auf seinem C64 schmatzende HipHop-Beats, und über Breakdance kam er in Verbindung mit elektronischer Tanzmusik. Er holte sich seinen ersten Amiga-Computer, auf dem er fröhlich weiterproduzierte und experimentierte. Kaum 18 geworden, schnallte er sich hinter die DJ-Kanzeln der Clubs in seiner Heimatstadt Braunschweig, und machte sich schnell einen Namen als talentierter Technomann. 2000 zog er nach Berlin, um zu studieren. Der Fokus des Studiums verlagerte sich allerdings schnell vom Hauptfach auf die pulsierende Nightlife-Szene der Hauptstadt. Sein „Mückenschwarm“ wirkte dann wie ein Brandbeschleuniger für seine Karriere. Plötzlich kamen die Gig-Anfragen aus der ganzen Welt, und allerlei Labels buhlten um seine Tracks. Koletzki erkannte die Gunst der Stunde und gründete sein eigenes Label „Stil vor Talent“. Bis heute erschienen darauf rund 100 Veröffentlichungen – und zwar nicht nur vom Labelchef selbst, sondern auch von Artists wie Format: B, Niconé und Sascha Braemer. Für viele Clubhits ist das Label verantwortlich, auch für einige echte Gassenhauer wie „Drei Tage wach“ von Lützenkirchen und zuletzt „Sonnentanz“ von Klangkarussell.
Auch als Remixer ist Oliver Koletzki gefragt wie kaum ein anderer Techno-Künstler. Cassius, Mia., Channel X, Nena… Die Liste der Koletzki-Fans ist verdammt lang. Nach seinem vielbeachteten ersten Album „Get Wasted“ (2007) gelang ihm 2009 mit „Großstadtmärchen“ ein seltenes Kunststück: Er produzierte ein Popalbum mit Club-Credibility. Ein Album, das sowohl auf der Tanzfläche als auch auf dem heimischen Sofa bestens funktioniert. Ganz einfach moderner, warmer Clubsound mit Pop-Einflüssen. Diesen Ansatz verfolgt auch das 2010er-Album „Lovestoned“, das zusammen mit seiner besseren Hälfte und Sängerin Fran entstand. 2012 setzte er das Konzept des daheimtauglichen Techno- und House-Albums mit seiner LP „Großstadtmärchen 2“ fort. Und wir wissen: Oliver ist nie um eine neue musikalische Idee verlegen. Darum sind wir saumäßig gespannt auf das, womit er uns bei seinem Gig in Stuttgart wohl diesmal überraschen wird. Ladies and Gentlemen: Get prepared for the future!
