Mari Boine

Fri. 31. March 2017, 20:00 horas

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See the woman 2017

Die Sami-Sängerin Mari Boine aus Norwegen legt ein Debüt in doppelter Hinsicht vor: ihr erstes Album für das Label MPS ist auch ihr erstes komplett englischsprachiges, aufgenommen vom versierten Produzenten Tobias Frøberg. Ein melancholischer, sphärischer Pop-Sound trifft auf ein anspruchsvolles lyrisches Konzept.

„Manche Melodien pflücke ich mir von den Bäumen“, sagt Mari Boine über ihren Songwriting-Prozess. Die Sängerin gilt seit mehr als zwei Jahrzehnten als inoffizielle Botschafterin des Volkes der Sami im hohen Norden Skandinaviens, aber sie ist auch eine naturverbundene Poetin. Nicht immer ist Songwriting so einfach. „Andere Stücke brauchen deutlich länger“, fügt Boine hinzu. „See the Woman“ offenbart neue Facetten der Norwegerin, die mit tribalistischen Songs zwischen Weltmusik und Jazz bekannt geworden ist. „Seit 30 Jahren singe ich in meiner heimischen Sprache. Es war einfach Zeit, etwas anderes zu machen. Von dieser Musik habe ich geträumt, als ich jung war.“

Zum ersten Mal hat Boine ein komplettes Album (mit Ausnahme des Songs „Adine & Isak“) auf Englisch aufgenommen. Es ist eine echte Pop-Platte geworden. Große skandinavische Hallräume tun sich auf, über sphärischen Keyboards schwebt die klare Stimme von Mari Boine. Die Sängerin klingt so jung wie lange nicht, und dabei stets melancholisch. „Das ist der Sami Blues, der mich überall hin verfolgt“, sagt Boine, die den Klang der Platte als „soft“ beschreibt. „Es ist nicht so, als ob die wilde, schamanistische Phase vorbei ist, dies ist nur eine andere Seite von mir.“

„See the Woman“ wird geprägt von einer kühlen 80s-Soundästhetik. Nicht von ungefähr: als Mari Boine sich Anfang der 80er Jahre in der Lehrerausbildung befand, sog sie die zeitgenössische Pop-Musik auf – David Bowie, Abba, die Eurythmics und Patti Smith. „Das neue Album ist meine Art, auf die Person zuzugehen, die ich war, als ich mit dem Musikmachen begann. Damals wie heute wollte ich Geschichten über das Leben erzählen.“

Boine lebt heute in einem abgelegenen Haus mit Blick auf den Porsangerfjord, 150 Kilometer vom Nordkap entfernt. „Ich bin wie ein Seefahrer, bin einen Monat lang unterwegs, und dann wieder einen Monat zuhause. Ich habe genug von Städten und brauche die Stille hier oben.“ Für zwei Wochen im Mai und September 2016 tauschte die Norwegerin die Ruhe im hohen Norden gegen die Hektik der Großstadt. In Stockholm traf sie auf einige der angesagtesten schwedischen Pop-Musiker, darunter die Cellistin und Singer/Songwriterin Linnea Olsson, die auch mit Peter Gabriel spielt, Keyboarder Robert Elovsson aus Robyns Live-Band und Lykke Li-Drummer Lars Skoglund. Produzent Tobias Frøberg, bekannt geworden mit seiner Arbeit für Ane Brun und Lisa Ekdahl, verordnete einigen Songs treibende Discobeats („Chasing myself into reality“) oder raffinierte Dub-Anklänge („See The Woman“).

„See the Woman“ ist ein Album der internationalen Zusammenarbeit geworden. Die Texte stammen zum Großteil von Künstlern aus Australien, Neuseeland, Deutschland, Südafrika und den USA. Mari Boine adaptierte sie über einen Zeitraum von mehreren Jahren aus Gedichten, Liedern und Prosatexten. Ein Kunstwerk aus weiblicher Perspektive, das die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft reflektiert. „Der Kampf für Gleichberechtigung wird bleiben, so etwas hört nicht einfach auf. Man muss immer wachsam sein“, sagt Boine. Besonders wichtig sind ihr der Beitrag der Maori-Sängerin Moana Maniapoto und die drei Songs der US-amerikanischen Aktivisten John Trudell und Joy Harjo. „Ich bin immer neugierig und fühle mich den Dichtern der nordamerikanischen Ureinwohner verbunden. Sie führen den gleichen Kampf, den wir Sami führen.“

„Some Say I Got Devil“ ist ein Song der US-Sängerin Melanie, die in den 70er Jahren auch in Deutschland große Erfolge feierte. An der Musik für „2-­4-6‐7‐8‐9 in One“ schrieb Boine mit Mazzy-Star-Frontmann David Roback. „Adine & Isak“, der einzige samische Song hier, ist aus Kinderperspektive geschrieben, gewidmet den Enkeln der Sängerin. Mari Boine ist am 8. November 60 Jahre alt geworden. Die Sami-Aktivistin hat sich für „See The Woman“ nicht komplett neu erfunden. Aber sie hat sich ihren Jugendtraum verwirklicht und ein erstaunlich konsequentes Pop-Album aufgenommen.
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