Samstag 23.07 | Tonstudio Stuttgart
B L A S T
DJ Sweap & Pfund 500 ( CH )
DJ Bee-Z
Wenn man wirklich gut ist in dem, was man macht, und wirklich intensiv an dem arbeitet, was man liebt, dann erreicht man irgendwann die Spitze, und dann hat man bald mal die Probleme, die man sonst nur von Roger Federer kennt: Wie motiviert man sich selber, die Messlatte nochmals höher zu legen, wenn man in einer eigenen Liga unterwegs ist? Die Lösung ist simpel und schwer zugleich: Man tritt gegen sich selbst an, und man schlägt sich selbst. Im Falle von DJ Sweap &
DJ Pfund500, ihres Zeichens landesweit bekannte Plattendreher und Produzenten, heisst das im Resultat, dass man nach unzähligen Mixtapes und zahlreichen Produkten mit der schweizerischen und insbesondere der deutschen Rapelite („Wir nehmen auch Euro“; „Wer hatz erfunden“; „Ab in Club“) ein neues Album präsentiert, das alles bisher dagewesene in den Schatten zu stellen vermag. Und mit „Ein Fall Für Zwei“, einem Album, das man mit Fug und Recht und aus mehreren Gründen als Revolution in der Schweizer Musikszene bezeichnen kann, ist dies mehr als gelungen:
Die Produktion für „Ein Fall für zwei“, das immerhin 17 Anspielpunkte aufweist, stammt bis auf eine Ausnahme von Golden Ligue Productions, dem Produzententeam um DJ Sweap und den Herren Ivo Sapina und A.S.One, welche alle drei schon für das eine oder andere Überbrett verantwortlich zeichneten, und Mittelsmann Pfund500, der in einer Art Managementposition sich um organisatorische Fragen kümmert.. Und wer sich „Ein Fall für Zwei“ anhört, der wird merken, dass da musikalische Schwergewichte die Regler in der Hand hatten: Die Produktion wirkt zeitgemäss, aber nicht verkrampft modern, sie kommt durchdacht, aber nicht etwa wissenschaftlich daher. Auf „Ein Fall für Zwei“ gibt’s keinen Platz für Zufall – keine irrwitzigen Kombinationen von Produktion und MC, die nicht zusammenpassen. Vielmehr, so scheint es, kriegt jeder Rapper auf „Ein Fall für zwei“ nicht nur das, was er verdient, sondern das, was er stilistisch repräsentiert. Resultat ist ein Album, dass nicht aus musikalischen Zwangsjacken, sondern vielmehr aus Massanzügen besteht: Da wurde das Produkt in den Vordergrund gestellt, nicht die Tags, die dran hängen. Und genau davon profitieren nun die Herren Rapper, die sich auf „Ein Fall für zwei“ eingefunden haben:
Angefangen beim deutschen Rapsuperstar Sido, der sich gleich mal fürs Intro der Platte bequemen lässt, finden sich auf „Ein Fall für zwei“ nur Rap-Schwergewichte: Von Raf Camorra und Haftbefehl, den Neuerfindern des deutschen Strassenraps, zu Jonesmann und Automatikk bis zu altbekannten Weggefährten von Pfund500 & Sweap, z.B. den Herren Harris und Fler, haben sich für „Ein Fall für zwei“ alle motivieren lassen, die im deutschen Hip Hop was zu sagen. Weil sich Pfund500 & Sweap aber gerne selber überbieten wollten, und die beiden Herren schon zu früheren Zeiten ihrer Karrieren mit ganz Deutschland gute Musik gemacht haben, haben sie als kleines Überhighlight noch schnell die Raplegenden Styles P & Sheek Louch, zwei Drittel des New-York-Trios The Lox, für einen Albumtrack ans Mikrophon gebeten. Dieser Song verdient besondere Erwähnung, denn er symbolisiert die grosse Stärke von „Ein Fall für zwei“: Während andere sogenannte Produzenten sich darauf verkrampfen, möglichst postmodern daherzukommen und den Übermorgenhype schon heute auf ihr Album zu bringen, egal, wie das dann klingt, ist das Konzept von Sweap & Pfund500 genau umgekehrt: Ob modern oder nicht ist egal, aber GUT muss es sein. So kommen Styles P & Sheek auf einem Mörderbrett von Beat daher, der nicht unbedingt nach 2011 klingt, aber auch 2011 noch Köpfe rollen lässt als wärs die Guillotine. Die Tatsache, dass Sweap & Pfund500 als eigentliche Regisseure des Projekts nicht nur Produzenten, sondern gerade auch begnadete DJs sind, spielt offensichtlich eine grosse Rolle: „Ein Fall für Zwei“ ist keine zufällige Compilation, sondern ein in sich stimmiges Produkt, keine Ansammlung von Songs, sondern ein grosses Ganzes, bestehend aus aufeinander abgestimmten Stücken. Insofern hält die Platte das, was ihr äusseres verspricht: sie wirkt abgerundet.