Spider Murphy Gang

Liveact

Über Spider Murphy Gang

Die Geschichte der Spider Murphy
Gang
August 1977 stirbt der King of Rock´n´Roll in einer kleinen Klinik nicht weit von seinem
Ghetto Graceland. Millionen trauern um Elvis, auch in Deutschland, wo Eingeweihte von
seinen heimlichen Auftritten als GI erzählen. Seltene, vergilbte Fotos zeigen ihn als OldieSänger in Uniform an verstimmten Boogie-Pianos in überfüllten Clubs am ostbayerischen
Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Eigene Hits singt Elvis dort allerdings nie - der wohl
berühmteste Rekrut aller Zeiten hält sich an seine Absprache mit der US Army...
Auf Elvis Spuren
In diesen "Ami-Schuppen", in denen oft die Schlagstöcke der Military Police den Takt
angeben, spielt im selben Jahr eine junge "Music-Box-Band" die internationalen "Top 40"
rauf und runter. Doch eigentlich zieht es Günther Sigl, Barny Murphy und Franz Trojan auf
die Münchner Bühnen. "Wir wollten echten Rock´n´Roll machen - so wie Elvis und Chuck
Berry." Mit Keyboarder Michael Busse, der an der Isar studieren will, verschwinden sie im
Übungskeller. Heraus kommt die Spider Murphy Gang - getauft nach einer Zeile aus
Presleys Klassiker Jailhouse Rock. "Ich hab' damals beim Üben die Plattenspieler-Nadel
immer wieder zurück gesetzt", beichtet Barny Murphy, der als gelernter Fernmeldetechniker
seinen Meister doch lieber an der "Stromgitarre" macht.
Doch die Schwabinger Szene bleibt erst mal ein Sperrbezirk für die hungrige Gang. Bassist
und Sänger Günther Sigl, der 1971 seinen todsicher-todlangweiligen Bank-Job an den Nagel
gehängt hat und in "Rock´n´Roll-Schuah" jeder Mark nachlaufen muss, schlägt sich
notgedrungen als "Jeans-Träger" im Münchner Levis-Depot durch. "In den bekannten Clubs
spielten damals die meisten Bands gemütlichen Dixieland - mit Ausnahme von Fats Hagens
Rock´n´Roll Show. Wir hatten ein härteres Programm", erzählt er. Und Barny, der chronisch
"zwoa Zigaretten" gleichzeitig im Mundwinkel und am Gitarrenhals glimmen hat, ergänzt
trocken: "Doch unsere Demo-Bänder wurden leider immer abgelehnt."
Erst mal Peanuts
Bis dann in der Siegesstraße der Siegeszug beginnt: "Memoland"-Manager Memo Rhein ist
im Fasching `78 eine Band ausgefallen. Über Nacht heuert er für drei Gigs - und 800 Mark
Gage - die weder aus der Presse noch aus Funk oder Fernsehen bekannte Gruppe für
seinen Musikladen an. "Rocking Peanuts mit der Spider Murphy Gang" versprechen hastig
gedruckte Plakate, und im Club schüttet der Impresario großzügig drei Zentner Erdnüsse
unters Volk. Von derlei Peanuts muss die SMG `ne Weile leben. "Doch es gab viel
Laufpublikum in Schwabing und so sprach sich herum, dass wir Rock´n´Roll spielten. Bald
standen wir jeden Sonntag auf dem Programm", erzählt Günther, "und unsere Gigs waren
plötzlich ausverkauft."
Irgendwann verschlägt es im "Millionendorf" auch den Moderator Georg Kostya, der zu
dieser Zeit regelmäßig beim Bayerischen Rundfunk in seiner "Rocktasche" kramt, in die
Musikkneipe. Angelockt hat ihn die erste inoffizielle LP der Band - auf eigene Kosten in einer
Auflage von 3.000 Stück "handgepresst". "Kost ja nix", witzelt Kostya, als er die Newcomer
für seine Sendungen anheuert. Günther: "Er wollte mit Live-Bands arbeiten. Doch das
Rockhouse war dummerweise eine urbayerische Rundfunk-Kiste und ich sollte auf die
Schnelle einen Titelsong im Dialekt schreiben: Mei, hob i mi do plogt...!"
Im "Rockhouse" - jeden ersten Sonntag im Monat "on the air" - geben sich bekannte
Kollegen die Klinke in die Hand: Willy Michl ("Telefon Blues"), Konstantin Wecker ("Genug ist
nie genug"), Gitarrero Sigi Schwab, die rotzfreche "Biermösl Blosn" mit einem polternden
Herrn namens Polt, Ex-"Frumpy" Inga Rumpf, deren rauchzarte Stimme so sexgeladen ist
wie die Reeperbahn, Luther Allison (im August 1997 gestorben), die "Bluesband" oder
"Matchbox". Anfangs geht's im BR-Studio 3 rund, dann vor jeweils 1.000 Leuten im
"Schwabinger Bräu" und bei "Rockhouse"-Festivals. "Wir haben populäre Musiker begleitet
und mit Kostya unheimlich viel gemacht: Er wollte jeden Monat einen neuen Song. Und
Konkurrenz gab's kaum, nur Liedermacher wie Michl oder Ambros, aber keine bayerischen
Rock´n´Roller."
Alle lieben Uschi
1979 hat die Gang endlich ihren ersten Plattenvertrag in der Tasche. Produzent Harald
Steinhauer, der im "Memoland" hellhörig wird, fädelt die Aufnahmen bei einer Major
Company ein. Kurioserweise schnürt die "Hausband" der Münchner Szene ihre "Rock´n´RollSchuah" ausgerechnet bei der Kölner EMI. "Die LP entstand in zwei Wochen - samt Mix",
erinnert sich Barny an diese Ära ohne Tricks und digitale Technologien.
"Sie hod an Stereo-Plattnspiela o und as Wohnzimmer-Liacht ausgmacht und de oide
Rock´n´Roll-Scheibn is glaffa - de ganze Nacht...", besingt Günther 1980 ein munteres
Münchner Madl namens Uschi. Und schon das erste "Rock´n´Roll-Rendezvous"- die
ausgekoppelte Single - hat Folgen. Uschi knipst unermüdlich das Licht aus und verführt rund
50.000 Käufer dazu, die schwarze Scheibe auf den Dual-Dreher zu legen. "Damals haben
wir uns immer gesagt: Wenn wir das mal schaffen, dann sind wir wirklich gut."
Bald versteht man überall den Slang der Gang, die 1980 erstmals auf eine "richtige" Tour
geht: Ob in angesagten Treffs wie der "Alten Burg" oder der "Drehleier" in München oder in
der Regensburger Uni-Mensa, wo das Publikum Tische und Stühle zu Kleinholz tanzt. "Alle
hatten Blut geleckt - nur wir nicht", umschreibt Barny die gespannte Atmosphäre bei den
Sessions zur zweiten LP im "Rainbow"-Studio. Dort erweitert Produzent Harald Steinhauer
mit Gespür das Spektrum der Band, während Armand Volker an den Reglern dreht und
Manager Jürgen Thürnau seine Kontakte spielen lässt. Die EMI trommelt und die Spiders
machen Schlagzeilen auf dem Titel der skandalfreudigen "Abendzeitung".
Die Nummer ist tabu
Trotzdem macht der "Skandal um Rosi" nicht sofort die Runde. Mundart-Rocker wie
Wolfgang Niedeckens BAP oder Zeltinger werden zwar bundesweit populär, doch die
Spiders-Crew misstraut schnellen Trends. Weil auch Nordlichter den Text verstehen sollen,
wird "Skandal im Sperrbezirk" als Trailer der LP "Dolce Vita" (1981) ausgekoppelt. "Pech war
nur, dass die Single nirgends lief", sagt Günther. Beim Bayerischen Rundfunk ist die heiße
Nummer sogar total tabu. Denn da geht's - unerhört - um "Nutten", die sich vor den Toren
der Weltstadt mit Herz frustriert die Füße platt treten, während ihre beliebte Kollegin Rosi
(Tel.: 32 16 8) ungeniert im von der "Sitte" überwachten "Sperrbezirk" Konjunktur hat.
Also wird als zweite Single "Schickeria" nachgeschoben. Und diese Abrechnung mit der
hochnäsigen bayerischen "Bussi-Gesellschaft", die den Schnee so liebt und öfter mal im
vergitterten "Hotel Stadelheim" residiert, löst prompt eine Lawine aus: Pünktlich zu
Weihnachten holt schließlich der "Skandal" die "Schickeria" wieder ein und der EMI-Betreuer
jodelt im schönsten Rheinländisch am Telefon: "Dat Ding zieht ab!!!"
Und wie: "Dolce Vita" schießt auf Platz 1 der LP-Charts, in denen zusätzlich das DebütAlbum auftaucht. 1982 startet dann die dritte LP "Tutti Frutti"- präsentiert bei einer
bundesweiten Tour - in die Hitlisten durch. 96 Wochen lang knackt die Gang die Charts und
sackt Gold und Platin ein. "Dolce Vita" geht rund eine Million Mal über die Ladentische und
die Skandal-Single 750.000 mal. Von "Tutti Frutti" werden 500.000 Kopien gepresst und
selbst die "R&R-Schuah" sind locker für die Marke von 300.000 gut.
"Wo bist Du?", "Ich schau Dich an - Peep, Peep..." Die ehemalige "Top-40"-Band liefert Hit
um Hit. Die SMG gibt es in einer Japan-Ausgabe, der "Skandal" macht in einer spanischen
Cover-Version die Runde und "Peep, Peep" dreht sich am brasilianischen Zuckerhut auf
einem Sampler 400.000 mal. Zwischen ausverkauften Konzerten in der Westfalen- oder der
Olympiahalle werden die Rocker der bayerischen Band für den Verhoeven-Film "Die Spider
Murphy Gang" und das 83er Live-Album mitgeschnitten und 150.000 mal in Vinyl verewigt.
Und noch bevor „Panik-Udo“ sein Ticket für den "Sonderzug nach Pankow" löst, geht für die
SMG der Eiserne Vorhang auf. Die Tournee durch „Honnies“ real frustrierende DDR wird
zum Medienspektakel und Drummer Trojan - nur hinter seiner "Schießbude" ein Tier - singt
einen Song für die "Mädchen drüben". 1984 ist die Erfolgsband mit ihrem nächsten
Longplayer "Scharf wia Peperoni" dann wieder im Westen auf Achse. Ohne "Betreuer" von
der Stasi...
Tanz auf dem Vulkan
Selbst Millionen-Auflagen und das "Dolce Vita" unterwegs verführen die Spiders nie dazu,
die Bodenhaftung zu verlieren. Sie touren ohne Ende in Deutschland, Österreich und der
Schweiz. Sind die Hallen zu klein, so geht die Gang mehrfach auf die Bretter. Und ganz
nebenbei gelingt ihr ein Tanz auf dem Vulkan. Denn in den frühen 80er Jahren surft die SMG
neben "Ideal", "Trio", Nena, "Geier Sturzflug", Nina Hagen oder "Spliff" mit auf der Neuen
Deutschen Welle, obwohl sie alles andere als eine gängige NDW-Combo ist. "Das Interesse
an deutschsprachiger Musik war plötzlich groß und Songs wie "Skandal" oder "Wo bist Du?"
hätten wir sonst sicher nie gemacht", erklärt Günther dieses Phänomen.
Die Neue Deutsche Welle ebbt allmählich wieder ab, doch die Spiders mit ihrem hart
erarbeiteten Sonder-Status im Music-Bizz entziehen sich diesem Sog. Ihre nächste Tour wird
erneut ein Triumphzug, auch wenn die LP "Wahre Liebe" (1985) und die spöttische Single
über den schneeweißen "Cadillac", der auf Pump über die Leopoldstraße säuselt, die Charts
nicht mehr bis ganz oben aufrollen. 1986 pausiert dann die Band, bevor sie zum
zehnjährigen Bestehen das Album "Überdosis Rock´n´Roll" abmischt.
Nach turbulenten Tourneen verlässt schließlich Keyboarder Michael Busse die Gang, um
endlich sein lange aufgeschobenes Philosophie-Studium nachzuholen. Ohne ihn laufen
1988/89 im Münchner Pilot-Studio die Aufnahmen für die CD "In Flagranti" an. Schlagzeuger
Franz Trojan und der Niederländer Johan Daansen riskieren komplexere Arrangements,
ungewohnte Sounds und technische Finessen. Mit Titeln von "In Flagranti" und dem 1990
präsentierten Album "Hokuspokus" startet die Spider Murphy Gang ins nächste Jahrzehnt.
Zum festen Line up gehören nun Keyboarder Ludwig Seuß aus Münchens erster Garde und
als zweiter Gitarrist Willie Duncan, ein waschechter Schotte mit Wahlheimat Regensburg,
der trotz verdächtiger Gene nie mit Power-Riffs geizt.
1991 stehen die Spiders rund 50 mal auf großen Bühnen und untermauern ihre "zweite",
ebenso erstaunliche Karriere: Der Hitparaden- wird zum Hallen-Seller. Allein bei der
"Marquee"-Tour 1992 räumt die Gang vor mehr als 100.000 Konzertbesuchern ab. Zum
letzten Mal lässt dabei Franz Trojan seine Snare knallen. Für ihn steigt Paul Dax ein, der
sich zuvor bei anderen Rock´n´Roll-Bands in München gründlich "warm gespielt" hat.
Ein Jahr danach dokumentiert die EMI die Achterbahn-Karriere mit der "Single Hit Collection"
und die SMG bestätigt ihren Ruf als einer der besten Live-Bands. Bei mehr als 100 Gigs pro
Jahr räumt die Gang Mitte der 90er ab. Mit im Rampenlicht steht ab 1995 Otto Staniloi aus
München, der als Nachfolger von Willy Ray Ingram an Saxophon, Bariton und Klarinette
Farbe ins Spiel bringt.
Willkommen im Club
Oft kommen alle 100 Kilometer Tausende zum R&R-Rendezvous. Längst hat die Gang mehr
als 1000 Mal eingezählt und Millionen in Hallen, riesigen Zelten oder Open-air-Arenen
erreicht. Im Bewusstsein einen neuen, jungen Fan-Generation sind heute auch Titel von "In
Flagranti" und "Hokuspokus" zeitlose Hits: "FFB", "Radio", "Was ist passiert?"... Ob 16 oder
66 - die Überdosis Rock´n´Roll geht sofort ins Blut.
"Willkommen im Club der einsamen Herzen, hallo, willkommen in unserer Kartei, herzlich
willkommen zum Tanz ins Glück, bei Nichtgefallen garantiert Gefühle zurück..." Über manche
zündende Idee ist Songwriter Günther Sigl buchstäblich bei der Zeitungslektüre gestolpert.
Seine Sprachbilder zeichnet er jedoch nie in Schwarz-Weiß und den erhobenen Zeigefinger
sieht man nur, wenn Barny aus der Reihe grätscht und ein Solo überzieht. Der SMG-Chef
nimmt die "kleinen Leute" ernst, denen er "auf' s Maul schaut". So sind ihm, manchmal in
Minuten, viel sagende Zeilen gelungen, die sich in Abertausenden von Hinterköpfen
festgefressen haben.
Den "Skandal" können wohl (nicht nur) mehr Bayern auswendig mitsingen als ihre stolze
Nationalhymne: "In München steht ein Hofbräuhaus, doch Freudenhäuser müssen raus..."
Party-Power pur - das ist es, was die Fans wieder und wieder wollen. Drei, vier Nummern
und die Post geht ab. Eigentlich könnte die Gang ihr Set instrumental abspulen, denn das
riesige Stammpublikum kennt jede Melodie, jeden Refrain, jede Geste. Und irgendwie,
irgendwo, irgendwann sind diese Rock´n´Roll-Rituale zum Kult geworden.
Wie aus der Music Box
Da stehen keine kalten Techno-Maschinisten auf der Bühne, sondern perfekt aufeinander
eingespielte Profis, die den Groove im Blut und mit Heiner Schupp & Co. eine Top-Crew
backstage haben. Es ist (fast) so, als würde - wie anfangs in den Army-Clubs - eine bestens
bestückte Music Box laufen: Ob Klassiker wie "Rock´n´Roll-Schuah", "Wer wird denn
woana", "Sommer in der Stadt", "So a scheena Dog", oder "Liebe machen" vom 97er
Jubiläumsalbum... Die Fans haben "Keine Lust auf schlechte Zeiten".
"Happy Birthday, Spider Murphy...", singen Tausende im Herbst `97 bei den legendären
Jubilee-Konzerten im "Circus Krone". Mit "Großstadt-Indianer" Willy Michl, Alpen-Rocker
Wolfgang Ambros ("Zwickt´ s mi") und Jürgen Buchner aus "Haindling", die wie die SMG
mühelos alle Musik-Moden überleben, brennt die Gang zum 20jährigen ein Feuerwerk ab.
Das Bayerische Fernsehen und private TV-Sender übertragen ihre Good-Time-Music rund
um die Uhr, der BR-Shop dokumentiert das Ereignis mit einem Video und die Band krönt ihre
Karriere mit einer prallen Best-of-CD, limitierten Live-Takes sowie der Studio CD „Keine Lust
auf schlechte Zeiten“. "So kann´ s noch 20 Jahre weitergehen", verabschieden sich Günther,
Barny & Co. beim furiosen Finale aus der Manege.
Im Slang der Gang
Längst haben sie dieses Versprechen wahr gemacht: Mit der BMG-CD "Radio Hitz", einer
weiteren Serie von „Krone“-Shows 2002 mit prominenten Gästen, der nächsten TVRocknacht rund um die unendliche Geschichte der Gang, Unplugged- sowie DVDMitschnitten und nicht zuletzt bei unzähligen Tour-Terminen dreht die SMG wieder mächtig
auf.
Chuck Berry lässt grüßen
Im Jahr 2007 wird wieder heftig und ausgiebig gefeiert! Die Band lässt für ihr 30-jähriges
Jubiläum in München im Circus Krone ein große Party steigen. Als Gäste mit dabei sind Willy
Astor, Werner Schmidbauer/Martin Kälberer, Georg Ringsgwandl/ Nick Woodland, Viva Voce
und Klaus Eberhartinger von der EAV. Das Bayrische Fernsehen zeichnet die umjubelte
Show auf, die dann als DVD bei SPV "30 Jahre Rock 'n‘ Roll - Alle Singles“ mit dem
Konzert, einem Backstage Film der München Tour und einem Film von Albert Krogmann aus
dem Jahr 1982 veröffentlich wird.
Im November des Jahres kommt die Gang dann noch zu einer ganz besonderen Ehre! Die
Spider Murphy Gang wird erstmals neben anderen großen bekannten Namen wie den
Beatles oder den Rolling Stones auf der Webseite von Chuck Berry offiziell als „Covered
Berry“ benannt und als Vertreter von Chuck Berrys Art des Rock ’n’ Roll gewürdigt. Neben
den Scorpions sind die Spider Murphys damit die einzigen dort gelisteten deutschen
Interpreten. Und weil das noch nicht genug der Ehre ist, wird seit dem Beginn der
Bundesliga-Saison 2010/2011 das Lied „S Leben is wia Traum“ (1984) beim FC Bayern
München auch noch als Torhymne verwendet.
München leuchtet
Das große Konzert zu 35 Jahre SMG findet im Rahmen der Veranstaltung
„Sommernachtstraum“ im Juli 2012 als riesen Party im Münchener Olympiastadion vor
38.000 Fans statt. Vor dem Konzert bekommt die Band die Medaille „München leuchtet“ in
Gold von Bürgermeister Christian Ude überreicht. „Es war sehr feierlich“, erinnert sich
Günther. „Und wir waren schon ein bisschen gerührt.“ Das Konzert wurde trotz
wechselhaftem Wetters zur Mordsgaudi und fast jedes Lied wurde von der Spider Crowd
angemessen mitgesungen.
Zukunftsflimmern
Im kommenden Jahr 2017 feiern die Spiders tatsächlich ihr unfassbares 40-jähriges
Bandjubiläum. Und noch immer tourt die Band mit Leidenschaft und Energie durch die
Lande. Im Juli 2016 kommt es nochmal zu einer Änderung am Schlagzeug. Paul Dax
verlässt die Gang und der renommierte Drummer Andreas Keller steigt in die Band ein.
Ja, 1977 war es soweit und die Musikwelt war damals noch sehr stark vom originären Rock
'n‘ Roll infiziert. Der echte Spider Murphy war ja bekanntlich der Saxofonist in Elvis Presleys
berühmter "Jailhouse Rock"-Band und so wird auch klar, woher die musikalischen Einflüsse
kamen. Bairisch wurde am Start noch nicht gesungen. Die Idee dazu hatte 1977 der
berühmte Rolling Schorsch aka Georg Kostya, der Rock 'n' Roll-verrückte Plattenaufleger
des Bayerischen Rundfunks. Der sagte zu Günther Sigl: "Singts doch auf Bairisch." Gesagt,
gesungen. Die Spiders zogen die "Rock 'n' Roll Schua" an und besangen den Sperrbezirk
mit seiner Rosi.
Die Rock 'n‘ Roll Schua werden nun auch 2017 wieder zur großen Feier „40 Jahre Spider
Murphy Gang und Gäste“ fest geschnürt. Die große Party findet am 28. Oktober 2017 in der
Münchener Olympiahalle statt. Vor diesem Münchener Mega-Event wird es auch noch ein
neues Album geben, das neben taufrischen Songs auch alle großen Hits der Band in neuen
Versionen enthält. 2017 steht also ganz im Zeichen der Spiders. Da wird dann wieder
gefeiert, was gefeiert gehört! Und nebenbei soll man ja eh die Feste feiern, wie sie Fallen!
Denn merke: Der Rock 'n‘ Roll macht keine Gefangenen! Die Geschichte der Spider Murphy
Gang
August 1977 stirbt der King of Rock´n´Roll in einer kleinen Klinik nicht weit von seinem
Ghetto Graceland. Millionen trauern um Elvis, auch in Deutschland, wo Eingeweihte von
seinen heimlichen Auftritten als GI erzählen. Seltene, vergilbte Fotos zeigen ihn als OldieSänger in Uniform an verstimmten Boogie-Pianos in überfüllten Clubs am ostbayerischen
Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Eigene Hits singt Elvis dort allerdings nie - der wohl
berühmteste Rekrut aller Zeiten hält sich an seine Absprache mit der US Army...
Auf Elvis Spuren
In diesen "Ami-Schuppen", in denen oft die Schlagstöcke der Military Police den Takt
angeben, spielt im selben Jahr eine junge "Music-Box-Band" die internationalen "Top 40"
rauf und runter. Doch eigentlich zieht es Günther Sigl, Barny Murphy und Franz Trojan auf
die Münchner Bühnen. "Wir wollten echten Rock´n´Roll machen - so wie Elvis und Chuck
Berry." Mit Keyboarder Michael Busse, der an der Isar studieren will, verschwinden sie im
Übungskeller. Heraus kommt die Spider Murphy Gang - getauft nach einer Zeile aus
Presleys Klassiker Jailhouse Rock. "Ich hab' damals beim Üben die Plattenspieler-Nadel
immer wieder zurück gesetzt", beichtet Barny Murphy, der als gelernter Fernmeldetechniker
seinen Meister doch lieber an der "Stromgitarre" macht.
Doch die Schwabinger Szene bleibt erst mal ein Sperrbezirk für die hungrige Gang. Bassist
und Sänger Günther Sigl, der 1971 seinen todsicher-todlangweiligen Bank-Job an den Nagel
gehängt hat und in "Rock´n´Roll-Schuah" jeder Mark nachlaufen muss, schlägt sich
notgedrungen als "Jeans-Träger" im Münchner Levis-Depot durch. "In den bekannten Clubs
spielten damals die meisten Bands gemütlichen Dixieland - mit Ausnahme von Fats Hagens
Rock´n´Roll Show. Wir hatten ein härteres Programm", erzählt er. Und Barny, der chronisch
"zwoa Zigaretten" gleichzeitig im Mundwinkel und am Gitarrenhals glimmen hat, ergänzt
trocken: "Doch unsere Demo-Bänder wurden leider immer abgelehnt."
Erst mal Peanuts
Bis dann in der Siegesstraße der Siegeszug beginnt: "Memoland"-Manager Memo Rhein ist
im Fasching `78 eine Band ausgefallen. Über Nacht heuert er für drei Gigs - und 800 Mark
Gage - die weder aus der Presse noch aus Funk oder Fernsehen bekannte Gruppe für
seinen Musikladen an. "Rocking Peanuts mit der Spider Murphy Gang" versprechen hastig
gedruckte Plakate, und im Club schüttet der Impresario großzügig drei Zentner Erdnüsse
unters Volk. Von derlei Peanuts muss die SMG `ne Weile leben. "Doch es gab viel
Laufpublikum in Schwabing und so sprach sich herum, dass wir Rock´n´Roll spielten. Bald
standen wir jeden Sonntag auf dem Programm", erzählt Günther, "und unsere Gigs waren
plötzlich ausverkauft."
Irgendwann verschlägt es im "Millionendorf" auch den Moderator Georg Kostya, der zu
dieser Zeit regelmäßig beim Bayerischen Rundfunk in seiner "Rocktasche" kramt, in die
Musikkneipe. Angelockt hat ihn die erste inoffizielle LP der Band - auf eigene Kosten in einer
Auflage von 3.000 Stück "handgepresst". "Kost ja nix", witzelt Kostya, als er die Newcomer
für seine Sendungen anheuert. Günther: "Er wollte mit Live-Bands arbeiten. Doch das
Rockhouse war dummerweise eine urbayerische Rundfunk-Kiste und ich sollte auf die
Schnelle einen Titelsong im Dialekt schreiben: Mei, hob i mi do plogt...!"
Im "Rockhouse" - jeden ersten Sonntag im Monat "on the air" - geben sich bekannte
Kollegen die Klinke in die Hand: Willy Michl ("Telefon Blues"), Konstantin Wecker ("Genug ist
nie genug"), Gitarrero Sigi Schwab, die rotzfreche "Biermösl Blosn" mit einem polternden
Herrn namens Polt, Ex-"Frumpy" Inga Rumpf, deren rauchzarte Stimme so sexgeladen ist
wie die Reeperbahn, Luther Allison (im August 1997 gestorben), die "Bluesband" oder
"Matchbox". Anfangs geht's im BR-Studio 3 rund, dann vor jeweils 1.000 Leuten im
"Schwabinger Bräu" und bei "Rockhouse"-Festivals. "Wir haben populäre Musiker begleitet
und mit Kostya unheimlich viel gemacht: Er wollte jeden Monat einen neuen Song. Und
Konkurrenz gab's kaum, nur Liedermacher wie Michl oder Ambros, aber keine bayerischen
Rock´n´Roller."
Alle lieben Uschi
1979 hat die Gang endlich ihren ersten Plattenvertrag in der Tasche. Produzent Harald
Steinhauer, der im "Memoland" hellhörig wird, fädelt die Aufnahmen bei einer Major
Company ein. Kurioserweise schnürt die "Hausband" der Münchner Szene ihre "Rock´n´RollSchuah" ausgerechnet bei der Kölner EMI. "Die LP entstand in zwei Wochen - samt Mix",
erinnert sich Barny an diese Ära ohne Tricks und digitale Technologien.
"Sie hod an Stereo-Plattnspiela o und as Wohnzimmer-Liacht ausgmacht und de oide
Rock´n´Roll-Scheibn is glaffa - de ganze Nacht...", besingt Günther 1980 ein munteres
Münchner Madl namens Uschi. Und schon das erste "Rock´n´Roll-Rendezvous"- die
ausgekoppelte Single - hat Folgen. Uschi knipst unermüdlich das Licht aus und verführt rund
50.000 Käufer dazu, die schwarze Scheibe auf den Dual-Dreher zu legen. "Damals haben
wir uns immer gesagt: Wenn wir das mal schaffen, dann sind wir wirklich gut."
Bald versteht man überall den Slang der Gang, die 1980 erstmals auf eine "richtige" Tour
geht: Ob in angesagten Treffs wie der "Alten Burg" oder der "Drehleier" in München oder in
der Regensburger Uni-Mensa, wo das Publikum Tische und Stühle zu Kleinholz tanzt. "Alle
hatten Blut geleckt - nur wir nicht", umschreibt Barny die gespannte Atmosphäre bei den
Sessions zur zweiten LP im "Rainbow"-Studio. Dort erweitert Produzent Harald Steinhauer
mit Gespür das Spektrum der Band, während Armand Volker an den Reglern dreht und
Manager Jürgen Thürnau seine Kontakte spielen lässt. Die EMI trommelt und die Spiders
machen Schlagzeilen auf dem Titel der skandalfreudigen "Abendzeitung".
Die Nummer ist tabu
Trotzdem macht der "Skandal um Rosi" nicht sofort die Runde. Mundart-Rocker wie
Wolfgang Niedeckens BAP oder Zeltinger werden zwar bundesweit populär, doch die
Spiders-Crew misstraut schnellen Trends. Weil auch Nordlichter den Text verstehen sollen,
wird "Skandal im Sperrbezirk" als Trailer der LP "Dolce Vita" (1981) ausgekoppelt. "Pech war
nur, dass die Single nirgends lief", sagt Günther. Beim Bayerischen Rundfunk ist die heiße
Nummer sogar total tabu. Denn da geht's - unerhört - um "Nutten", die sich vor den Toren
der Weltstadt mit Herz frustriert die Füße platt treten, während ihre beliebte Kollegin Rosi
(Tel.: 32 16 8) ungeniert im von der "Sitte" überwachten "Sperrbezirk" Konjunktur hat.
Also wird als zweite Single "Schickeria" nachgeschoben. Und diese Abrechnung mit der
hochnäsigen bayerischen "Bussi-Gesellschaft", die den Schnee so liebt und öfter mal im
vergitterten "Hotel Stadelheim" residiert, löst prompt eine Lawine aus: Pünktlich zu
Weihnachten holt schließlich der "Skandal" die "Schickeria" wieder ein und der EMI-Betreuer
jodelt im schönsten Rheinländisch am Telefon: "Dat Ding zieht ab!!!"
Und wie: "Dolce Vita" schießt auf Platz 1 der LP-Charts, in denen zusätzlich das DebütAlbum auftaucht. 1982 startet dann die dritte LP "Tutti Frutti"- präsentiert bei einer
bundesweiten Tour - in die Hitlisten durch. 96 Wochen lang knackt die Gang die Charts und
sackt Gold und Platin ein. "Dolce Vita" geht rund eine Million Mal über die Ladentische und
die Skandal-Single 750.000 mal. Von "Tutti Frutti" werden 500.000 Kopien gepresst und
selbst die "R&R-Schuah" sind locker für die Marke von 300.000 gut.
"Wo bist Du?", "Ich schau Dich an - Peep, Peep..." Die ehemalige "Top-40"-Band liefert Hit
um Hit. Die SMG gibt es in einer Japan-Ausgabe, der "Skandal" macht in einer spanischen
Cover-Version die Runde und "Peep, Peep" dreht sich am brasilianischen Zuckerhut auf
einem Sampler 400.000 mal. Zwischen ausverkauften Konzerten in der Westfalen- oder der
Olympiahalle werden die Rocker der bayerischen Band für den Verhoeven-Film "Die Spider
Murphy Gang" und das 83er Live-Album mitgeschnitten und 150.000 mal in Vinyl verewigt.
Und noch bevor „Panik-Udo“ sein Ticket für den "Sonderzug nach Pankow" löst, geht für die
SMG der Eiserne Vorhang auf. Die Tournee durch „Honnies“ real frustrierende DDR wird
zum Medienspektakel und Drummer Trojan - nur hinter seiner "Schießbude" ein Tier - singt
einen Song für die "Mädchen drüben". 1984 ist die Erfolgsband mit ihrem nächsten
Longplayer "Scharf wia Peperoni" dann wieder im Westen auf Achse. Ohne "Betreuer" von
der Stasi...
Tanz auf dem Vulkan
Selbst Millionen-Auflagen und das "Dolce Vita" unterwegs verführen die Spiders nie dazu,
die Bodenhaftung zu verlieren. Sie touren ohne Ende in Deutschland, Österreich und der
Schweiz. Sind die Hallen zu klein, so geht die Gang mehrfach auf die Bretter. Und ganz
nebenbei gelingt ihr ein Tanz auf dem Vulkan. Denn in den frühen 80er Jahren surft die SMG
neben "Ideal", "Trio", Nena, "Geier Sturzflug", Nina Hagen oder "Spliff" mit auf der Neuen
Deutschen Welle, obwohl sie alles andere als eine gängige NDW-Combo ist. "Das Interesse
an deutschsprachiger Musik war plötzlich groß und Songs wie "Skandal" oder "Wo bist Du?"
hätten wir sonst sicher nie gemacht", erklärt Günther dieses Phänomen.
Die Neue Deutsche Welle ebbt allmählich wieder ab, doch die Spiders mit ihrem hart
erarbeiteten Sonder-Status im Music-Bizz entziehen sich diesem Sog. Ihre nächste Tour wird
erneut ein Triumphzug, auch wenn die LP "Wahre Liebe" (1985) und die spöttische Single
über den schneeweißen "Cadillac", der auf Pump über die Leopoldstraße säuselt, die Charts
nicht mehr bis ganz oben aufrollen. 1986 pausiert dann die Band, bevor sie zum
zehnjährigen Bestehen das Album "Überdosis Rock´n´Roll" abmischt.
Nach turbulenten Tourneen verlässt schließlich Keyboarder Michael Busse die Gang, um
endlich sein lange aufgeschobenes Philosophie-Studium nachzuholen. Ohne ihn laufen
1988/89 im Münchner Pilot-Studio die Aufnahmen für die CD "In Flagranti" an. Schlagzeuger
Franz Trojan und der Niederländer Johan Daansen riskieren komplexere Arrangements,
ungewohnte Sounds und technische Finessen. Mit Titeln von "In Flagranti" und dem 1990
präsentierten Album "Hokuspokus" startet die Spider Murphy Gang ins nächste Jahrzehnt.
Zum festen Line up gehören nun Keyboarder Ludwig Seuß aus Münchens erster Garde und
als zweiter Gitarrist Willie Duncan, ein waschechter Schotte mit Wahlheimat Regensburg,
der trotz verdächtiger Gene nie mit Power-Riffs geizt.
1991 stehen die Spiders rund 50 mal auf großen Bühnen und untermauern ihre "zweite",
ebenso erstaunliche Karriere: Der Hitparaden- wird zum Hallen-Seller. Allein bei der
"Marquee"-Tour 1992 räumt die Gang vor mehr als 100.000 Konzertbesuchern ab. Zum
letzten Mal lässt dabei Franz Trojan seine Snare knallen. Für ihn steigt Paul Dax ein, der
sich zuvor bei anderen Rock´n´Roll-Bands in München gründlich "warm gespielt" hat.
Ein Jahr danach dokumentiert die EMI die Achterbahn-Karriere mit der "Single Hit Collection"
und die SMG bestätigt ihren Ruf als einer der besten Live-Bands. Bei mehr als 100 Gigs pro
Jahr räumt die Gang Mitte der 90er ab. Mit im Rampenlicht steht ab 1995 Otto Staniloi aus
München, der als Nachfolger von Willy Ray Ingram an Saxophon, Bariton und Klarinette
Farbe ins Spiel bringt.
Willkommen im Club
Oft kommen alle 100 Kilometer Tausende zum R&R-Rendezvous. Längst hat die Gang mehr
als 1000 Mal eingezählt und Millionen in Hallen, riesigen Zelten oder Open-air-Arenen
erreicht. Im Bewusstsein einen neuen, jungen Fan-Generation sind heute auch Titel von "In
Flagranti" und "Hokuspokus" zeitlose Hits: "FFB", "Radio", "Was ist passiert?"... Ob 16 oder
66 - die Überdosis Rock´n´Roll geht sofort ins Blut.
"Willkommen im Club der einsamen Herzen, hallo, willkommen in unserer Kartei, herzlich
willkommen zum Tanz ins Glück, bei Nichtgefallen garantiert Gefühle zurück..." Über manche
zündende Idee ist Songwriter Günther Sigl buchstäblich bei der Zeitungslektüre gestolpert.
Seine Sprachbilder zeichnet er jedoch nie in Schwarz-Weiß und den erhobenen Zeigefinger
sieht man nur, wenn Barny aus der Reihe grätscht und ein Solo überzieht. Der SMG-Chef
nimmt die "kleinen Leute" ernst, denen er "auf' s Maul schaut". So sind ihm, manchmal in
Minuten, viel sagende Zeilen gelungen, die sich in Abertausenden von Hinterköpfen
festgefressen haben.
Den "Skandal" können wohl (nicht nur) mehr Bayern auswendig mitsingen als ihre stolze
Nationalhymne: "In München steht ein Hofbräuhaus, doch Freudenhäuser müssen raus..."
Party-Power pur - das ist es, was die Fans wieder und wieder wollen. Drei, vier Nummern
und die Post geht ab. Eigentlich könnte die Gang ihr Set instrumental abspulen, denn das
riesige Stammpublikum kennt jede Melodie, jeden Refrain, jede Geste. Und irgendwie,
irgendwo, irgendwann sind diese Rock´n´Roll-Rituale zum Kult geworden.
Wie aus der Music Box
Da stehen keine kalten Techno-Maschinisten auf der Bühne, sondern perfekt aufeinander
eingespielte Profis, die den Groove im Blut und mit Heiner Schupp & Co. eine Top-Crew
backstage haben. Es ist (fast) so, als würde - wie anfangs in den Army-Clubs - eine bestens
bestückte Music Box laufen: Ob Klassiker wie "Rock´n´Roll-Schuah", "Wer wird denn
woana", "Sommer in der Stadt", "So a scheena Dog", oder "Liebe machen" vom 97er
Jubiläumsalbum... Die Fans haben "Keine Lust auf schlechte Zeiten".
"Happy Birthday, Spider Murphy...", singen Tausende im Herbst `97 bei den legendären
Jubilee-Konzerten im "Circus Krone". Mit "Großstadt-Indianer" Willy Michl, Alpen-Rocker
Wolfgang Ambros ("Zwickt´ s mi") und Jürgen Buchner aus "Haindling", die wie die SMG
mühelos alle Musik-Moden überleben, brennt die Gang zum 20jährigen ein Feuerwerk ab.
Das Bayerische Fernsehen und private TV-Sender übertragen ihre Good-Time-Music rund
um die Uhr, der BR-Shop dokumentiert das Ereignis mit einem Video und die Band krönt ihre
Karriere mit einer prallen Best-of-CD, limitierten Live-Takes sowie der Studio CD „Keine Lust
auf schlechte Zeiten“. "So kann´ s noch 20 Jahre weitergehen", verabschieden sich Günther,
Barny & Co. beim furiosen Finale aus der Manege.
Im Slang der Gang
Längst haben sie dieses Versprechen wahr gemacht: Mit der BMG-CD "Radio Hitz", einer
weiteren Serie von „Krone“-Shows 2002 mit prominenten Gästen, der nächsten TVRocknacht rund um die unendliche Geschichte der Gang, Unplugged- sowie DVDMitschnitten und nicht zuletzt bei unzähligen Tour-Terminen dreht die SMG wieder mächtig
auf.
Chuck Berry lässt grüßen
Im Jahr 2007 wird wieder heftig und ausgiebig gefeiert! Die Band lässt für ihr 30-jähriges
Jubiläum in München im Circus Krone ein große Party steigen. Als Gäste mit dabei sind Willy
Astor, Werner Schmidbauer/Martin Kälberer, Georg Ringsgwandl/ Nick Woodland, Viva Voce
und Klaus Eberhartinger von der EAV. Das Bayrische Fernsehen zeichnet die umjubelte
Show auf, die dann als DVD bei SPV "30 Jahre Rock 'n‘ Roll - Alle Singles“ mit dem
Konzert, einem Backstage Film der München Tour und einem Film von Albert Krogmann aus
dem Jahr 1982 veröffentlich wird.
Im November des Jahres kommt die Gang dann noch zu einer ganz besonderen Ehre! Die
Spider Murphy Gang wird erstmals neben anderen großen bekannten Namen wie den
Beatles oder den Rolling Stones auf der Webseite von Chuck Berry offiziell als „Covered
Berry“ benannt und als Vertreter von Chuck Berrys Art des Rock ’n’ Roll gewürdigt. Neben
den Scorpions sind die Spider Murphys damit die einzigen dort gelisteten deutschen
Interpreten. Und weil das noch nicht genug der Ehre ist, wird seit dem Beginn der
Bundesliga-Saison 2010/2011 das Lied „S Leben is wia Traum“ (1984) beim FC Bayern
München auch noch als Torhymne verwendet.
München leuchtet
Das große Konzert zu 35 Jahre SMG findet im Rahmen der Veranstaltung
„Sommernachtstraum“ im Juli 2012 als riesen Party im Münchener Olympiastadion vor
38.000 Fans statt. Vor dem Konzert bekommt die Band die Medaille „München leuchtet“ in
Gold von Bürgermeister Christian Ude überreicht. „Es war sehr feierlich“, erinnert sich
Günther. „Und wir waren schon ein bisschen gerührt.“ Das Konzert wurde trotz
wechselhaftem Wetters zur Mordsgaudi und fast jedes Lied wurde von der Spider Crowd
angemessen mitgesungen.
Zukunftsflimmern
Im kommenden Jahr 2017 feiern die Spiders tatsächlich ihr unfassbares 40-jähriges
Bandjubiläum. Und noch immer tourt die Band mit Leidenschaft und Energie durch die
Lande. Im Juli 2016 kommt es nochmal zu einer Änderung am Schlagzeug. Paul Dax
verlässt die Gang und der renommierte Drummer Andreas Keller steigt in die Band ein.
Ja, 1977 war es soweit und die Musikwelt war damals noch sehr stark vom originären Rock
'n‘ Roll infiziert. Der echte Spider Murphy war ja bekanntlich der Saxofonist in Elvis Presleys
berühmter "Jailhouse Rock"-Band und so wird auch klar, woher die musikalischen Einflüsse
kamen. Bairisch wurde am Start noch nicht gesungen. Die Idee dazu hatte 1977 der
berühmte Rolling Schorsch aka Georg Kostya, der Rock 'n' Roll-verrückte Plattenaufleger
des Bayerischen Rundfunks. Der sagte zu Günther Sigl: "Singts doch auf Bairisch." Gesagt,
gesungen. Die Spiders zogen die "Rock 'n' Roll Schua" an und besangen den Sperrbezirk
mit seiner Rosi.
Die Rock 'n‘ Roll Schua werden nun auch 2017 wieder zur großen Feier „40 Jahre Spider
Murphy Gang und Gäste“ fest geschnürt. Die große Party findet am 28. Oktober 2017 in der
Münchener Olympiahalle statt. Vor diesem Münchener Mega-Event wird es auch noch ein
neues Album geben, das neben taufrischen Songs auch alle großen Hits der Band in neuen
Versionen enthält. 2017 steht also ganz im Zeichen der Spiders. Da wird dann wieder
gefeiert, was gefeiert gehört! Und nebenbei soll man ja eh die Feste feiern, wie sie Fallen!
Denn merke: Der Rock 'n‘ Roll macht keine Gefangenen!